Die Polizei ermittelt gegen Mitglieder der linken Szene in Deutschland, die sie mit Gewalt beim G20-Gipfel vom Juli in Hamburg in Verbindung bringt.

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Hamburg – Fünf Monate nach den G20-Krawallen in Hamburg zieht die Polizei ihr Netz um die identifizierten mutmaßlichen linken Gewalttäter enger. Bei einer Großrazzia durchsuchten am Dienstag fast 600 Polizisten 23 Wohnungen in acht Bundesländern sowie zwei linke Zentren in Göttingen und Stuttgart. Ziel war laut Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer, die Strukturen der Täter offenzulegen und näher an den Kern der autonomen Szene heranzukommen. Im Raum stehen Anklagen wegen schweren Landfriedensbruchs nach einer Straßenschlacht am 7. Juli. Die Sonderkommission "Schwarzer Block" stellte Computer, Mobiltelefone und zahlreiche USB-Sticks sicher.

Am 7. Juli hatten sich in der Hamburger Straße Rondenbarg etwa 150 bis 200 Vermummte Krawalle mit der Polizei geliefert. Der Vorfall war nur einer von vielen gewaltsamen Zusammenstößen von Autonomen und Polizei am Rande des Gipfels. Meyer zufolge führen die 165 Beamten der Sonderkommission derzeit rund 3.000 Ermittlungsverfahren. Mehrere hundert mutmaßliche Täter seien bereits namentlich bekannt. Noch im Dezember wolle die Hamburger Polizei eine große öffentliche Fahndung starten, um weitere vermummte Straftäter zu identifizieren.

Polizeichef sieht "gewalttätigen Mob"

Der Einsatz habe am frühen Morgen stattgefunden, sagte der Leiter der Sonderkommission, Jan Hieber. Ein Schwerpunkt war in Nordrhein-Westfalen, wo neun Wohnungen durchsucht wurden. In Niedersachsen und Baden-Württemberg waren es drei, in fünf Bundesländern stand jeweils eine Wohnung auf der Liste. Schon die Teilnahme an den Krawallen vom 7. Juli reiche aus für den Tatvorwurf des schweren Landfriedensbruchs, erklärte Hieber.

Anders als teilweise behauptet habe es sich damals nicht um eine Demonstration mit vielen friedlichen Teilnehmern gehandelt, sondern um einen "gewalttätig handelnden Mob", so Hieber. Ihm zufolge wurden die Beamten aus 30 Metern Entfernung mit Böllern und Steinen beworfen.

Mehr als 200 Polizisten verletzt

Die Polizei nahm 59 Personen fest, 14 verletzten sich auf der Flucht vor der Polizei und mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden. Bei den mehrtägigen G20-Krawallen wurden mehr als 200 Polizisten verletzt. Danach war auch Kritik an der Polizei laut geworden, die teils mit übertriebenen Härte gehandelt habe.

Ein Italiener, der an den Rondenbarg-Krawallen beteiligt gewesen sein soll, wurde erst kürzlich gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Nur fünf der mittlerweile 73 namentlich bekannten Personen haben laut Hieber ihren Wohnsitz in Hamburg, die übrigen im restlichen Deutschland oder im Ausland. "Es muss Absprachen und Planung gegeben haben." Bei den Durchsuchungen wurden laut Polizei 26 Laptops und 35 Handys sichergestellt, 20 der 23 Verdächtigen seien als linke Gewalttäter bekannt. Festnahmen gab es nicht. (Reuters, 5.12.2017)