Als sich Konstantinos Karatsevidis und Mikko Malhonen im Jahr 2012 bei einem Pokerspiel kennenlernten, ahnten sie noch nicht, wie sehr sich ihr Leben durch diese zufällige Begegnung verändern sollte. Fünf Jahre später stehen sie am Ende dieses Wegs: Unter dem Namen Eve V haben sie sich ihren Traum von einem eigenen Tablet-Laptop-Hybrid erfüllt – und die Unterstützung einer starken Community gefunden.

Spurensuche

Wie es zu diesem "Kickass Computer" kam, beschreibt das Magazin "Wired" in einem aktuellen Artikel: Ausgangspunkt war die Erkenntnis der beiden, dass es jenseits des iPads eigentlich keine hochqualitativen Tablets gebe – und dieses wiederum schlicht zu teuer sei. Also wurde die Idee geboren, einen eigenen Konkurrenten zu entwickeln. Es folgten Monate der Recherche bei chinesischen Anbietern, um zu sehen, ob es ein bestehendes Design gab, das man den eigenen Vorstellungen anpassen könnte.

Der Eve V.
Grafik: Eve

Ende 2014 war es dann so weit: Mit dem T1 wurde das erste Tablet der von den beiden gegründeten Firma Eve vorgestellt. Dabei handelte es sich um ein generisches China-Tablet, das die beiden mit einigen selbstausgewählten Komponenten verbessert hatten. Das Feedback war dann aber nicht ganz das, was man sich erhofft hatte: Statt das Preis-Leistungs-Verhältnis zu loben, konzentrierte sich die Community auf Diskussionen, was man noch alles an solch einem eigenen Tablet verbessern könnte.

Feedback

Anstatt das T1 mit allen Kräften zu verteidigen, entschlossen sich Malhonen und Karatsevidis zuzuhören – und so wurde ein wesentlich ambitionierteres Projekt geboren: ein Tablet, das wirklich von Grund auf selbstentwickelt wurde. Know-how dafür versuchte man sich zuerst von Microsoft Finnland zu holen, wo man auf die Hong Kong Electronics Fair verwiesen wurde. Dort konnten die notwendigen Kontakte geknüpft werden, auch einen Intel-Manager konnte man für die Initiative begeistern – und vor allem für die Idee, das Ganze via Crowdfunding zu finanzieren.

Für das Äußere des Geräts schloss man sich mit der Designfirma Propeller zusammen, die natürlich ihre eigenen Vorstellungen einbrachte: Möglichst schlank und minimalistisch sollte das Gerät sein. Die mittlerweile immer stärker wachsende Community hatte hier aber andere Vorstellungen und setzte sich in einigen zentralen Punkten durch. So wollten die Designer lediglich USB-C-Ports verwenden, die Fans bestanden hingegen auf klassischen, großen USB-Anschlüssen. Die Community war es auch, die ein etwas dickeres Modell wählte, das statt des optimalen Looks auf einen größeren Akku setzte.

Grafik: Eve

Crowdfunding

Mitte 2016 war dann der erste Prototyp vom "Eve V" fertig, und es konnte der Startschuss für die Crowdfunding-Kampagne gegeben werden. Und deren Erfolg konnte sich wahrlich sehen lassen: Innerhalb von gerade einmal vier Minuten war das Finanzierungssziel erreicht, insgesamt fanden sich auf Indiegogo 4.208 Unterstützer, die dem Projekt 1,4 Millionen US-Dollar bescherten. Dazu weitere 70.000 Personen, die ihr Interesse an einem weiteren Produktionszyklus bekundeten.

Doch damit begannen erst die wahren Herausforderungen, immerhin galt es nun, die an jedem Detail leidenschaftlich mitdiskutierende Community zufriedenzustellen. Und dabei zeigte sich schnell, dass die Realität der Hardwareproduktion gerne anders verläuft, als man sich das vorstellt. Negativer Höhepunkt war, als der gewählte Bildschirmhersteller – nach Vorabbezahlung – 15.000 qualitativ minderwertige Displays lieferte. Erst nach einem wochenlangen Hin und Her konnte man zu einem für alle Seiten befriedigenden Ergebnis kommen.

Einsatz

All das verlangte den Initiatoren gehörigen persönlichen Einsatz ab. Karatsevidis habe de facto eineinhalb Monate in einer chinesischen Fabrik gewohnt, um sicherzustellen, dass wirklich jedes noch so kleine Detail den eigenen Vorstellungen entspricht, heißt es in dem Bericht. Die Rückreise nach Finnland habe er dabei sechsmal verschoben, bis wirklich alles so im Laufen war, wie er sich das vorstellte.

Grafik: Eve

Ein Einsatz, der sich gelohnt zu haben scheint. In einem aktuellen Test hat etwa "The Verge" dem Eve V stolze acht von zehn maximal erreichbaren Punkten gegeben. Abzüge gab es dabei weniger für die Hardware als dafür, dass sich die Zuverlässigkeit eines unbekannten Herstellers schwer einschätzen lasse und die Verfügbarkeit schwierig sei.

Was bringt die Zukunft?

Da das aktuelle Projekt abgeschlossen ist, stellt sich natürlich die Frage, was als Nächstes folgen soll. Geht es nach der mittlerweile auf viele tausend Teilnehmer angewachsenen Community, ist die Antwort klar: Ein Eve Phone müsse her. (red, 5.12.2017)