Gemeinsam mit seinem Vater Willi betreibt Vincent Bründlmayer das Familienweingut in Langenlois. Mit moderner Kunst und alten Möbeln lebt er im ehemaligen Haus seiner Großeltern und empfängt dort auch gerne Gäste.

"Ich wohne im ehemaligen Haus meiner Großeltern. Es stammt ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, in den 1960er- Jahren wurde dazugebaut. Bevor ich hier eingezogen bin, war es ein richtiges "Großelternhaus" – mit dunklen Tapeten und ziemlich rustikal eingerichtet. 2011 habe ich entschieden, im Weingut meiner Familie mitzuarbeiten. Da bin ich von Wien, wo ich 14 Jahre gelebt habe, wieder zurück nach Langenlois gezogen und habe einen Platz zum Wohnen gebraucht. Gemeinsam mit ein paar Freunden habe ich eineinhalb Jahre lang das Haus hier saniert, wir haben die Rundbögen eckig gemacht, die Tapeten heruntergezogen und alles ausgemalt. Das ist jetzt mein Zuhause, hier fühle ich mich daheim.

Wein, Kunst, Musik – das Wohnzimmer ist der Raum für Freunde und Gemütlichkeit.
Foto: Nathan Murrell

Mir ist wichtig, viel Platz zu haben – und den gibt es hier. Schon seit ich ein Kind war, sammle ich allerhand Gegenstände, wie etwa Möbel und kuriose Dinge. Meine Möbelstücke hier im Haus haben sich so auch über die Jahre angesammelt. Manches ist von Flohmärkten, anderes stammt noch von meinen Großeltern. Das Zusammengewürfelte ist mein Ding. Ganz reduziert oder modern könnte ich nicht leben.

Dazu kommt, dass seit einigen Jahren die Kunst meine große Leidenschaft ist, seit 2011 sammle ich gezielt. In meiner Wiener Wohnung konnte ich die Kunstsammlung nicht unterbringen. Die Bilder brauchen einfach viel Platz. Hier im Haus habe ich einen Raum sogar zu einer kleinen Galerie umfunktioniert, das war früher das Büro meines Großvaters. Die Künstler der Werke kenne ich alle persönlich, zu fast jedem Werk kann ich auch eine Geschichte erzählen.

2011 ist Bründlmayer aus Wien zurück nach Langenlois gezogen.
Foto: Nathan Murrell

Ich mag es gerne gemütlich. Bei mir ist alles ein bisschen unordentlich. Ich versuche, was ins Büro gehört, im Büro zu lassen, und was ins Bad gehört, im Bad. Aber das funktioniert oft leider nicht. Und so passiert es manchmal, dass ich nach einer Sache eine halbe Stunde lang suchen muss, etwa weil der Steuerbericht im Badezimmer liegt oder das Schachbrett im Büro. Da bin ich ein Chaot. Ich finde, es muss auch ein bisschen schmuddelig sein.

Die meiste Zeit verbringe ich im Büro, nicht nur wegen der Arbeit. Dort höre ich auch Musik, lese Bücher, surfe im Netz – in dem Raum fühle ich mich eindeutig am wohlsten. Das Wohnzimmer ist eher der soziale Raum, hier verbringe ich Zeit mit Freunden, hier machen wir Musik oder verkosten Wein. In dem Zimmer steht auch das schönste Stück des Hauses: der Kachelofen. Man kann ihn von außen heizen, ich habe ihn auch immer noch in Verwendung. Wenn man ordentlich Feuerholz hineingibt, bleibt er fast zwei Tage warm.

Der Winzer sammelt Möbel und kuriose Dinge.
Foto: Nathan Murrell

Ein Ort für Versammlungen ist auch die Küche, im Esszimmer wird eigentlich nie gegessen. Die Küche stammt auch noch von meinen Großeltern, sie ist zwar uralt, aber funktioniert. An ihr mag ich besonders den Ofen, der noch mit Holz geheizt wird. Wenn Freunde da sind, machen wir mit ihm Flammkuchen und Maroni und trinken Sturm dazu. Überhaupt koche ich sehr gerne – Wein und etwas Gutes zum Essen dazu, das ist die perfekte Kombination. Der Wein allein schmeckt mir gar nicht so gut.

Manchmal, wenn ich ins Haus hereinkomme, denke ich mir, dass der Geruch von früher noch ein bisschen da ist – der erinnert mich an meine Großeltern. In der Küche muss ich an die guten Gummiknödel denken, die es hier früher oft zu essen gab. Jetzt schaffe ich selbst neue Erinnerungen im alten Haus.

Immer wieder bittet Bründlmayer Künstler, Etiketten für Weine zu entwerfen.
Foto: Nathan Murrell

Obwohl es hier schon sehr schön ist, wäre meine Idealvorstellung vom Wohnen ein Haus im Wald mit einer Terrasse, unter der ein kleiner Bach durchfließt, in den man so richtig hineinmeditieren kann. So bin ich auch aufgewachsen, denn meine Eltern hatten damals gar kein Geld und ein Haus ohne Strom. Dort gab es im Garten auch einen kleinen Bach, das habe ich geliebt. Prinzipiell kann ich mir vorstellen, für immer in Österreich zu bleiben, vor allem, solange es das Weingut meiner Familie gibt. Immer wieder habe ich aber auch Sehnsüchte ins Ausland, etwa nach Kalifornien. Ohne die Reben hier in Langenlois wäre ich bestimmt schon längst dort." (12.12.2017)