Linz – Bei seiner Antrittspressekonferenz hat der neue künstlerische Vorstandsdirektor der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA), Dietmar Kerschbaum, am Dienstag in Linz den Veranstaltungskalender für das Internationale Brucknerfest 2018 präsentiert. Als Motto für die 30 Konzerte dient das Goethezitat "Was Du ererbt von Deinen Vätern" mit dem Untertitel "Bruckner und die Tradition".

Mit dem Fest 2018 beginnt in Linz und Oberösterreich auch der Countdown für das Bruckner-Gedenkjahr 2024, zu dessen 200. Geburtstag. Jedes Linzer Brucknerfest wird bis dahin an Bruckners Geburtstag, dem 4. September, beginnen und mit dessen Todestag am 11. Oktober enden.

Daniel Kehlmann und Valery Gergiev

Den Auftakt für das Brucknerfest 2018 bildet ein Geburtstagskonzert am 4. September 2018 in der Pfarrkirche von Ansfelden – dem Geburtsort des Komponisten. Mit dem Alten und dem Neuen Dom von Linz sowie der Stiftsbasilika St. Florian werden weitere Kirchen mit Bezug zu Bruckner in das Fest eingebunden, das jedoch überwiegend im Linzer Brucknerhaus veranstaltet wird.

Zu internationalen Klassik-Stars kommen auch heimische Kräfte. So wird etwa beim Eröffnungskonzert am 9. September das Oberösterreichische Jugendsinfonieorchester zum Einsatz kommen. Als Festredner wird der Autor Daniel Kehlmann angekündigt. Ein geballtes Kultur-Wochenende bilden künftig die Prix-Ars-Electronica-Gala am Freitag, die Visualisierte Klangwolke am Samstag und die Eröffnung des Brucknerfestes sowie die Kinderklangwolke am Sonntag – 2018 von 7. bis 9. September. Ein breites Publikum für Bruckner gewinnen soll auch die klassische Klangwolke am 22. 9. im Großen Saal des Brucknerhauses, nun wieder mit Bestuhlung zum 5-Euro-Einheitspreis.

Im Zentrum der Orchesterkonzerte stehen drei Termine mit den Münchner Philharmonikern unter Valery Gergiev, die ihren Bruckner-Zyklus mit den Symphonien zwei, acht und neun fortsetzen. Das Bruckner Orchester Linz steuert unter Markus Poschner die 3. Symphonie bei. Auch der Concentus Musicus Wien, die Staatskapelle Weimar und das heimische L'Orfeo Barockorchester absolvieren Auftritte beim Brucknerfest 2018.

Jonas Kaufmann und Michael Schade

Geplant sind ebenso Liederabende mit Jonas Kaufmann (26. 9.), und Matthias Goerne (13. 9.). Michael Schade, Ricarda Merbeth und Wolfgang Böck sowie Cornelius Obonya wirken bei Konzerten mit. Einen besonderen Schwerpunkt erhalten Pianisten: Evgeni Koroliov spielt an zwei Abenden beide Teile von J.S. Bachs "Wohltemperiertem Klavier", Rudolf Buchbinder setzt seinen Linzer Beethoven-Zyklus fort und die beiden Pianisten-Legenden Paul Badura-Skoda und Jörg Demus treten mit einem Recital gemeinsam auf.

Ein Symposium des Anton Bruckner Institutes Linz wird sich mit Bruckners früher Kirchenmusik im Spiegel der Tradition befassen. Zum Abschluss des Brucknerfestes 2018 werden an Bruckners Todestag, dem 8. 10., in der Basilika St. Florian Mozarts c-moll-Messe und das Requiem aufgeführt.

Reue wegen Sager über Poschner

Auch der Zwist um eine angebliche Äußerung Kerschbaums, der ebenfalls noch neue Chef des Bruckner Orchesters, Markus Poschner, sei ein drittklassiger Dirigent, war Thema bei der Antrittspressekonferenz. Der neue künstlerische Vorstandsdirektor der LIVA bat, diesbezüglich auf die Zukunft zu schauen. Auch seine angekündigten, selbst aufgestellten finanziellen Mittel würden noch Zeit brauchen.

"Wir brennen beide und ich denke, dass wir das mit der Musik Bruckners zeigen werden", betonte Kerschbaum in Richtung Poschner. "Es tut mir leid, dass ich Markus Poschner da hineingezogen habe." Der Frage, ob die Worte "drittklassiger Dirigent" gefallen sind, wich er aus. Es habe eine persönliche Aussprache mit Poschner gegeben, "vor dem Orchester". Kerschbaum lud ein, mit ihm durch das Brucknerhaus zu gehen, mit Mitarbeitern zu plaudern und sich selbst von seiner Persönlichkeit zu überzeugen.

Restaurant und Fundraising

Die Gastronomie im Brucknerhaus ist routinemäßig ausgeschrieben, so der kaufmännische LIVA-Direktor Thomas Ziegler, ab 1. Juli 2018 soll neu gestartet werden. Es wird einen regulären Restaurantbetrieb geben, der attraktiv für Konzertbesucher sein, aber auch Touristen und Radfahrer ansprechen soll. Kerschbaum sprach auch von "schönen Packages" in enger Zusammenarbeit mit dem Tourismus.

Das Fundraising wird unter dem neuen Chef intensiviert. Es gebe hier ein neues Konzept, so Kerschbaum, mit den Salzburger Festspielen als großem Vorbild. Das Brucknerfest 2018 sei mit knapp über einer Million Euro ausfinanziert. Fast ebenso viel werde die Generalsanierung der Orgel im Brucknerhaus kosten, die bis zum Festival 2018 abgeschlossen sein soll. Hier sprang Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) in die Bresche: "Wir werden einen Weg finden", notfalls helfe die Stadt aus.

Die Finanzierung des Brucknerfestes und des Programms des kommenden Jahres sei abgeschlossen, so Luger. Es gebe allerdings eine Erwartungshaltung seinerseits, was die angesprochenen Finanzmittel, die Kerschbaum aufstellen wolle, betrifft. Dieser meinte, man sei auf einem guten Weg und würde das kommunizieren, sobald die Verträge abgeschlossen seien. (APA, 5.12.2017)