Biathlon-Cheftrainer Reinhard Gösweiner: "Es müssen alle an einem Strang ziehen."

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Einige Athletinnen haben im Sommer außerhalb der ÖSV-Strukturen trainiert. Auf eigene Kosten.

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Auf dem laufstarken Julian Eberhard ruhen große Hoffnungen in der Olympiasaison.

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Hochfilzen/Wien – Der Biathlonsport birgt nach wie vor keine großen Geheimnisse. "Das Schwierige", sagt ÖSV-Cheftrainer Reinhard Gösweiner, "ist die Herausforderung, sehr gut zu laufen und zu schießen. Und das am selben Tag." Für Österreichs Biathleten steht wie für alle Wintersportler wieder einmal eine entscheidende Saison vor der Tür. Das große Ziel ist noch fern, die Olympischen Spiele in Pyeongchang im Februar. Bis dahin ist viel zu tun. "Wir müssen ein gewisses Niveau erreichen, damit wir im Februar überhaupt vorne dabei sein können. Die Saison hat nicht so schlecht angefangen", sagt der 44-jährige Oberösterreicher zum STANDARD.

Nach einem vierten Platz von Julian Eberhard im Einzel beim Weltcup-Auftakt in Östersund vergangene Woche und einem Sieg von Simon Eder mit Lisa Hauser in der Single-Mixed-Staffel wartet am Wochenende Hochfilzen.

Nicht in einer Spur

Podestplätze von ÖSV-Biathleten beim Heimweltcup sind rar. In Einzelkonkurrenzen gelang das zuletzt nur Simon Eder mit WM-Bronze im Massenstart und dem zweiten Weltcuprang in der Verfolgung 2009/10. Julian Eberhard hat bisher Platz sieben als bestes Resultat stehen. Dieses Duo trägt in Abwesenheit des rekonvaleszenten Dominik Landertinger auch die Hoffnungen im Weltcup. Landertinger befindet sich nach einer Bandscheibenoperation im Aufbautraining, Gösweiner will ihn spätestens im Jänner wieder in der Spur sehen.

Geht es nach Gösweiner, soll sich das ÖSV-Team als starke Einheit inmitten der besten Biathlon-Nationen etablieren. In der Vorbereitung war das heimische Biathlon-Lager aber wie schon im Vorjahr entzweit. Mit Simon Eder und Lisa Hauser an der Spitze ist eine Gruppe nach wie vor in der "Biathlon-Schmiede" engagiert, einer privaten Trainingsgemeinschaft, die von Eders Cousine Sandra Flunger und Vater Alfred geleitet wird. Finanzieren müssen sich die Athleten ihr Training außerhalb der ÖSV-Strukturen selbst.

"Es hat im Frühjahr Gespräche gegeben, der ÖSV hat externe Trainingsgruppen, die im Sommer ihren eigenen Weg gehen, akzeptiert. Es wird niemandem etwas aufgezwungen. Das passiert auch bei anderen Nationen. Sobald aber der Weltcup losgeht, übernimmt der Skiverband die Betreuung. Da müssen alle an einem Strang ziehen", sagt Gösweiner. Bei Wettkämpfen kann Flunger nur mit Akkreditierung der Ausrüsterfirmen auf das Wettkampfgelände. Bei den Olympischen Winterspielen benötigt sie wohl eine normale Eintrittskarte.

Keine gelungene Zusammenarbeit

Ein Versuch der Zusammenarbeit zwischen Flunger und den Norwegern im ÖSV, Langlaufkoordinator Trond Nystad und Damencheftrainer Vegard Bitnes, soll von Flunger nach zwei Wochen abgebrochen worden sein. "Da wird zu viel in die Waagschale geworfen bei den Trainingssystemen. Man hat versucht, das Damenteam auf Betreuerseite zu verstärken, das ist uns nicht gelungen. Die Damen sind ihren Weg gegangen, Simon hat schon im Vorjahr mehr mit seinem Vater trainiert. Ab sofort muss im Team eine Sprache gesprochen werden, und die hat nur ein Ziel: Erfolg."

Nach zuletzt sechs Gesamtweltcup-Siegen in Folge bleibt Martin Fourcade der Gejagte in der Loipe. Im vergangenen Jahr feierte der Franzose, der im März zum zweiten Mal Vater wurde, bei 26 Weltcup-Starts die Rekordzahl von 14 Siegen. In Östersund gewann der 29-Jährige die Verfolgung über 12,5 Kilometer. "Du weißt, die Saison hat begonnen, wenn Fourcade gewinnt", sagt der Deutsche Erik Lesser. Bei den Damen ist dessen Landsfrau Laura Dahlmeier, die sich in Hochfilzen bei der WM fünfmal vergoldete, zu favorisieren.

Das im ÖSV allgegenwärtige Missbrauchsthema hat auch die Biathleten nicht kaltgelassen. Gösweiner weiß nichts von Missbrauchsfällen im eigenen Lager. "Mir ist nichts zu Ohren gekommen, ich kann aber nur für meine Mannschaft sprechen, da gibt es keine Probleme." Was aufgeklärt gehört, muss aufgeklärt werden. "Man sollte diese Probleme nicht unter den Tisch kehren." (Florian Vetter, 7.12.2017)

Programm Biathlon-Weltcup in Hochfilzen:

Freitag: Sprint Herren (11.30 Uhr) und Damen (14.15 Uhr, jeweils live ORF 1)

Samstag: Verfolgung Herren (12.15 Uhr, live ORF Sport +) und Damen (14.45 Uhr)

Sonntag: Staffel Herren (11.30 Uhr, live ORF Sport +) und Damen (14.10 Uhr, live ORF 1)

ÖSV-Aufgebot:

Herren (6): Julian Eberhard, Tobias Eberhard, Simon Eder, Felix Leitner, Daniel Mesotitsch, Lorenz Wäger

Damen (4): Lisa Hauser, Katharina Innerhofer, Christina Rieder, Dunja Zdouc