Exemplar einer in China beheimateten Hufeisennasen-Fledermaus der Art Rhinolophus sinicus, die das Sars-Virus auf den Menschen übertragen haben könnte.

Foto: Libiao Zhang/Guangdong Entomological Institute

Wuhan – Im November 2002 verbreitete sich eine Infektionskrankheit um den Globus, die binnen weniger Monate fast tausend Menschen das Leben kostete: das von einem bis dahin unbekannten Coronavirusstamm verursachte Schwere Akute Respiratorische Syndrom, kurz Sars.

Die Krankheit wurde erstmals in der chinesischen Provinz Guangdong beobachtet, der genaue Ursprung des Erregers war bisher aber nicht geklärt. Nun berichten Forscher in "Plos Pathogens" vom Fund einiger Virenstämme in einer Fledermauspopulation in der chinesischen Provinz Yunnan, die alle genetischen Voraussetzungen für die Sars-Infektion menschlicher Zellen besitzen.

Fledermäuse aus der Familie der Hufeisennasen, aber auch Schleichkatzen standen schon länger im Verdacht, Überträger des Virus zu sein. In einigen Studien konnten Sars-ähnliche Coronaviren in den Tieren nachgewiesen werden – doch genauere Analysen brachten keine eindeutigen Hinweise darauf, dass daraus jener Stamm entstand, der auf den Menschen übersprang.

Warnung vor neuen Varianten

Forscher des virologischen Instituts der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Wuhan untersuchten in den vergangenen Jahren etliche Fledermauskolonien in ganz China und sequenzierten das Erbgut von 15 Virenstämmen. "Die größte Herausforderung war es, die teilweise sehr entlegenen Fledermaushöhlen zu finden", sagte Jie Cui, Koautor der Studie, zu "Nature".

In einer solchen Höhle in der Provinz Yunnan stießen die Virologen auf besonders viele verdächtige Virenstämme. Auch wenn keiner davon exakt die auf Menschen übertragbare Variante darstellte, waren alle nötigen Zutaten vorhanden – und die Untersuchung ergab, dass in den infizierten Fledermäusen häufig neu kombinierte Varianten entstehen. Das bedeute auch, dass theoretisch jederzeit neue für Menschen infektiöses Sars-Viren entstehen könnten, warnen die Forscher. (red, 7.12.2017)