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Das IOC hat den mächtigsten Mann im russischen Sport ausgeschlossen: Witali Mutko.

Foto: AP/Golovkin

Lebenslänglich. So lange hat das IOC den russischen Vizepremier Witali Mutko von Olympiaveranstaltungen ausgeschlossen. Mutko ist der mächtigste Mann im russischen Sport. Er liebt das Scheinwerferlicht, die Stars und die Öffentlichkeit. Als Russland mit seiner Bewerbung als Gastgeber der Fußball-WM 2018 gewann, wurde sein radebrechendes "Let mi spik from mai Chart" zum belächelten Hit im Internet.

Inzwischen lacht in Russland kaum noch jemand. Denn Mutko, der sich 2014 für den Medaillenregen in Sotschi feiern ließ, hat den Hochleistungssport in seine tiefste Krise geführt. Den Ausschluss der Sbornaja von Olympia, in Moskau als Demütigung und Verhöhnung Russlands aufgefasst, hat Mutkozu verantworten. Ob er auch die Verantwortung dafür übernimmt, ist freilich zweifelhaft.

Der 59-Jährige wurde zwar in der südrussischen Region Krasnodar geboren, zählt aber fest zum "Petersburger Clan" im Kreml. Ausgebildet zum Bootsmaschinisten, machte er in den 80er-Jahren in Leningrad Karriere in der sowjetischen Jugendbewegung Komsomol. Die Umorientierung nach dem Ende des Sozialismus gelang ihm schnell, er wurde einer der Stellvertreter des Petersburger Bürgermeisters Anatoli Sobtschak, verantwortlich für soziale Fragen. Aus dieser Zeit stammt sein Vertrauensverhältnis zu einem anderen von Sobtschaks Stellvertretern: Wladimir Putin.

Später, als Chef des Fußballklubs Zenit, ließ er sich nebenbei zum Juristen ausbilden. Seine Diplomarbeit trägt den interessanten Titel "Amtsvergehen am Beispiel von Sportveranstaltungen". Während Zenit von gigantischen Sponsorengeldern der staatlichen Gazprom profitierte, machte MutkoKarriere im Fußballsystem, erst als Chef der Fußballliga, dann des Fußballverbands. Von 2008 bis 2016 war er Sportminister. Seit dem vergangenen Jahr darf er sich sogar Vizepremier nennen.

Doch nun werden Kritik und Spott laut, auch wenn die Dopingvorwürfe in der russischen Öffentlichkeit weiter negiert werden: Ein Abgeordneter will ihn klagen. Sportkommentator Wassili Utkin verglich Mutko mit Incitatus, dem Lieblingspferd des römischen Kaisers Caligula, der es sogar zum Senator machen wollte. Mutko sei ähnlich für den Posten geeignet wie Incitatus als Senator, höhnte er. Noch ist die Schonfrist für Mutko aber nicht abgelaufen, der Kreml nennt die Frage nach der Zukunft des Vizepremiers zweitrangig. (André Ballin, 6.12.2017)