Pjöngjang/Seoul/Washington – Nordkorea hält einen Krieg für unausweichlich. Die gemeinsamen südkoreanisch-amerikanischen Militärmanöver und Drohungen der USA mit einem Präventivschlag ließen keinen anderen Schluss zu, sagte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am späten Mittwochabend der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zufolge.

Die Tatsache stehe fest, so der Regierungssprecher, es gebe nur noch eine Frage: "Wann wird der Krieg ausbrechen?" Nordkorea wolle keinen Krieg, werde sich aber auch nicht verstecken.

"Volk leidet"

China, der einzig verbliebene Verbündete Nordkoreas, mahnte zur Ruhe. Krieg sei keine Lösung, das sei in niemandes Interesse, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Geng Shuang. "Das einfache Volk leidet darunter am meisten."

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hatten sich in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. Nordkorea testete unter Verletzung von US-Resolutionen Raketen und Atomwaffen, vor gut einer Woche eine neue Interkontinentalrakete. Am Montag starteten die USA und Südkorea ein groß angelegtes Militärmanöver mit Hunderten Flugzeugen in der Region. Die USA entsandten auch Langstreckenbomber zu der Militärübung. Am Mittwoch beteiligte sich eine Maschine vom Typ B-1B vom US-Pazifikstützpunkt Guam daran und flog über die koreanische Halbinsel. Am Donnerstag waren es nach Angaben der südkoreanischen Streitkräfte zwei.

Das alljährliche Manöver soll bis Freitag dauern. Nordkorea hatte am Sonntag gewarnt, die Übung werde die schon jetzt heikle Situation auf der koreanischen Halbinsel an den Rand des Atomkriegs treiben. Nordkorea hatte vor einer Woche nach eigenen Angaben erstmals eine Interkontinentalrakete erprobt, mit der das gesamte Gebiet der USA in die Reichweite nordkoreanischer Atomwaffen gerät. China und Russland hatten den USA und Südkorea vorgeschlagen, auf das Manöver zu verzichten. Im Gegenzug sollte Nordkorea seine Waffenprogramme einstellen, mit denen das isolierte Land gegen UN-Resolutionen verstößt.

Wegen des Atom- und Raketenprogramms Nordkoreas hatten sich US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un einen monatelangen verbalen Schlagabtausch geliefert. Trump drohte der Regierung in Pjöngjang im Falle eines Krieges mit "völliger Zerstörung". Die USA haben als Folge des Nordkoreakrieges von 1950 bis 1953 etwa 28.500 Soldaten in Südkorea stationiert. De facto befinden sich Süd- und Nordkorea noch immer im Kriegszustand, es gibt keinen Friedensvertrag. Die Kämpfe endeten lediglich mit einem Waffenstillstand.

Der UN-Sicherheitsrat will Mitte dieses Monats über Nordkoreas Raketenprogramm beraten. (APA/Reuters, 7.12.2017))