Im Strukturplan Gesundheit ist die flächendeckende Schaffung von Trauma-Netzwerken verankert, realisiert wurden sie bisher allerdings nur in Salzburg und Kärnten.

Foto: Florian Lechner

Wien – Die Versorgung von Unfallopfern kann nur in sogenannten Trauma-Netzwerken effizient und mit höchster Qualität organisiert werden. Das sagte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, Chistian Fialka, bei einer Enquete zum Thema "Was ist uns die Unfallversorgung in Österreich wert?" in Wien.

Bei diesen Netzwerken handelt es sich um regionale Zusammenschlüsse unterschiedlicher Versorgungslevels. Jeder Patient kommt dann entsprechend der Schwere seiner Verletzungen in das am besten geeignete Krankenhaus. Im Strukturplan Gesundheit ist die flächendeckende Schaffung solcher Netzwerke verankert, realisiert wurden sie bisher allerdings nur in Salzburg und Kärnten. Für den Patienten bedeutet dies, dass er möglicherweise nicht in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht wird, sondern in ein für die Versorgung seiner Verletzungen besser geeignetes, aber weiter entferntes Spital.

"Es muss möglich sein, bundesländerübergreifend zu denken", fordert Fialka. Als Beispiele nannte er Osttirol, das keine geografische Grenze mit "seinem" Land Tirol hat und näher an Klagenfurt als an Innsbruck liegt, und den Osten Österreichs: Ein Patient aus Gänserndorf auf dem Transport nach Wiener Neustadt oder Sankt Pölten werde sich wohl fragen, warum er fünf Spitäler überfliegt.

AUVA befürchtet Einbußen in Qualität der Unfallchirurgie

In Österreich gibt es 69 Unfallabteilungen mit höchst unterschiedlicher Frequenz, wie der Präsident der ärztlichen Fachgesellschaft erläuterte. 14 von ihnen versorgen mehr als 50 Schwerstverletzte pro Jahr, 13 Unfallchirurgien weniger als zehn. "Große Traumazentren haben signifikant bessere Ergebnisse in der Qualität", so Fialka.

In ganz Österreich stehen nach Angaben von Gerhard Embacher vom Gesundheitsministerium 48.800 Betten für die Akutversorgung zur Verfügung, 3.725 davon bzw. acht Prozent entfallen auf die Unfallchirurgie. Der Anteil ist nach Bundesländern unterschiedlich und beträgt sechs bis zehn Prozent. Fast 25 Prozent würden von der AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) bereitgestellt.

Innerhalb der AUVA bangt man derzeit um den Weiterbestand in der derzeitigen Form, da in den Koalitionsverhandlungen im Rahmen geplanter Kassenfusionen ein Aus dieser Versicherung thematisiert wurde. Für Wolfgang Schaden, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der AUVA, wäre das eine "populistische und willkürliche Entscheidung". Er ortet auch einen Widerspruch zu Plänen für die zersplitterten Krankenkassen, da auf die AUVA 85 Prozent aller Unfallversicherten entfallen. Den Rest teilen sich die Unfallversicherungen der Bauern, Beamten und Eisenbahner.

Optimal heißt nicht automatisch teuer

Bei der AUVA, die sieben Unfallkrankenhäuser und vier Reha-Zentren betreibt, argumentiert man mit dem höheren Personalstand und der besseren Ausstattung der Spitäler mit Geräten. "Es gibt keinen vernünftigen Grund, dass Österreich in die Qualität in der Unfallchirurgie zurückfährt", sagte Schaden zur APA. Ein weiteres Argument der AUVA stellt die Präventionsarbeit dar, durch die es gelungen ist, die Zahl der Arbeitsunfälle in den vergangenen Jahren massiv zu senken.

Ins Treffen führt Schaden auch den gesetzlichen Auftrag, der der AUVA die Heilbehandlung "mit allen geeigneten Mitteln" vorschreibe, während der Versorgungsauftrag der Länder auf "ausreichend" und "zweckmäßig" abstellt. "Die optimale Versorgung muss nicht unbedingt die teuerste sein", erklärte die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz – wenn es darum gehe, Pflegefälle und weitere Spitalsaufenthalte zu vermeiden.

Für mehr Kooperation tritt auch sie ein und nannte als Beispiele fehlende Konsiliardienste zwischen dem Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital und dem in Gehweite liegenden UKH Meidling der AUVA. Die Patientenanwältin wies auf einen weiteren Anachronismus aus eigener Beobachtung hin: die Arbeit "auf Zuruf" nach der Landung eines Notarzthubschraubers, da es nicht möglich ist, die Software mit den Patientendaten aus dem Helikopter in den Schockraum zu überspielen. (APA, 7.12.2017)