Rom/Como – In Italien wächst die Sorge über ein Aufflammen von Rechtsextremismus. Bei mutmaßlichen Skinheads in Norditalien wurden am Donnerstag Hausdurchsuchungen durchgeführt. Vermummte Neofaschisten demonstrierten vor dem Sitz der römischen Tageszeitung "La Repubblica" und riefen zum Boykott des Blattes auf. Innenminister Marco Minniti versprach entschlossenes Handeln gegen Rechtsextremismus.

13 Hausdurchsuchungen gab es am Donnerstag in der Lombardei und in Genua. Dabei wurden einige Dokumente beschlagnahmt. Vergangene Woche waren vier Aktivisten der rechtsextremen Gruppe "Veneto Fronte Skinheads" von der Polizei in Como angezeigt worden. Sie waren in einen Saal eingedrungen, wo sich Anhänger des Netzwerks "Como Senza Frontiere" versammelt hatten, das aus humanitären Verbänden besteht, die sich aktiv für Migrantenhilfe engagieren. Die Skinheads stürmten das Treffen und verlasen eine Presseerklärung mit scharfer Kritik am Umgang mit dem Flüchtlingsnotstand in der an die Schweiz grenzenden Stadt. Gegen Neofaschismus ist am Samstag in Como eine Kundgebung geplant. Eine Gegendemonstration, die von der rechtsextremen Partei Forza Nuova in der Stadt angekündigt wurde, wurde von der Polizei aus Sicherheitsgründen verboten.

"Kampagne zur Kriminalisierung"

Ein Dutzend vermummte Aktivisten der neofaschistischen Forza Nuova versammelte sich am Mittwochnachmittag zudem vor dem Sitz der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Sie warfen Rauchbomben und zeigten Plakate mit einem Appell zum Boykott des Blattes, das sie beschuldigen, eine "Kampagne zur Kriminalisierung" der Forza Nuova, die in Rom stark verankert ist, zu führen. "Das ist unser erster Akt eines politischen Kriegs gegen 'Repubblica' und gegen die Demokratische Partei (PD), die die Zeitung unterstützt", kündigte Forza-Nuova-Chef Roberto Fiore an.

Premier Paolo Gentiloni erklärte sich mit der Tageszeitung solidarisch. Ex-Regierungschef Matteo Renzi sagte, es sei die Pflicht aller Parteien, den Vorfall zu verurteilen. Innenminister Minniti verurteilte den Protest als "kriminellen Akt". (APA, 7.12.2017)