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Kapital gilt als scheu wie ein Reh, aber es gibt immer weniger Gründe, den Euro zu meiden.

Foto: Getty images/Collage: Otto Beigelbeck

Eine der größten Überraschungen dieses Jahres war der starke Euro. Ein Jahreshoch von mehr als 1,20 US-Dollar hatten zu Jahresbeginn wohl die wenigsten erwartet, zumal die Finanzwelt damals noch unter dem Eindruck von Donald Trumps "America first"-Wahlkampfparole gestanden war und eher mit dem Erreichender Wechselkursparität gerechnet hatte.

Aufgrund der höheren Verzinsung im kurzfristigen Bereich hatte ein fester Dollar gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung als gerechtfertigt gegolten, schließlich fließen Investorengelder in der Regel dorthin, wo es die höchsten Erträge bei vergleichbarem Risiko gibt.

Wiedererstarken des Euro

Allerdings gilt Kapital auch als scheu wie ein Reh, weshalb es zuvor einen weiten Bogen um die EU und die Eurozone gemacht hatte – aus Sorge um deren Zusammenhalt. Diesbezüglich haben die heurigen Wahlen in Europa das Bild verändert, indem nicht die EU-feindlichen Kandidaten das Rennen gemacht haben. Sprich, es gibt immer weniger Gründe, den Euro zu meiden – zumal auch dem Sorgenkind Griechenland nach mehrjähriger Zwangsabstinenz im Sommer die Rückkehr an den Kapitalmarkt mit der Begebung einer fünfjährigen Anleihe geglückt ist.

Folglich sollten künftig wieder Notenbanken und Zinshöhe in den Mittelpunkt des Euro-Dollar-Kurses rücken, wobei sowohl die Fed als auch die EZB die geldpolitische Unterstützung tendenziell drosseln sollten.

Erfreulich für jene, die noch einen Frankenkredit laufen haben, ist das Wiedererstarken des Euro gegenüber der Schweizer Währung. Diese erzielte gegenüber der Gemeinschaftswährung heuer den höchsten Stand seit Aufgabe des Franken-Mindestkurses zu Beginn des Jahres 2015. Auch das britische Pfund hat seine durch den EU-Ausstieg des Königreichs ausgelöste Talfahrt gegenüber dem Euro fortgesetzt.

Einem "Newcomer" konnte aber auch der Euro nicht das Wasser reichen: der umstrittenen Kryptowährung Bitcoin. In der Spitze war das Digitalgeld rund 20 Mal so viel wie Ende des Vorjahres. (Alexander Hahn, Portfolio, 2017)