Im Hansenraum in der Wiener Innenstadt stellt die Juwelierfamilie Köchert seit Generationen ihre wertvollen Schmuckkreationen zur Schau.

Foto: köchert/panzer

Wien – Das Geschäft des Nobeljuweliers Köchert ist in hohem Maß von Tradition geprägt. Logisch, denn der ehemals "k. u. k. Hof- und Kammerjuwelier und Goldschmied" in der Wiener Innenstadt gehört zu den ältesten Familienunternehmen der Welt. Schon Kaiser Franz Joseph kaufte in dem Geschäft am Neuen Markt den Schmuck für Kaiserin Sisi und auch für seine Freundin Katharina Schratt. Auch die Betreuung der Kronjuwelen war Aufgabe der Kammerjuweliere.

Wegen der langen familiengeführten Firmengeschichte wurde Köchert 2014 in den vornehmen Klub der "Henokiens" aufgenommen. Es ist dies eine Organisation traditionsreicher alter Familienbetriebe, bei der etwa das italienische Likör- und Süßwarenunternehmen Amarelli (gegründet 1731) oder der französische Weinproduzent Louis Latour (1731) vertreten sind. Das älteste Unternehmen im Klub ist ein 1300 Jahre altes Kurhotel in Japan. Köchert ist das einzige österreichische Mitglied.

Sechste Generation am Ruder

Heute wird der Schmuckhersteller in sechster Generation von Christoph und Wolfgang geführt; die Filiale in Salzburg leitet Florian. Ein Gesellschaftsvertrag aus 1990 regelt die Nachfolge und sorgt für Kontinuität. Wie von Anfang an kommt das Geschäft mehrheitlich von einer österreichischen Klientel, zu der man oftmals eine lange Geschäftsbeziehung unterhält, erläutert Christoph. Diese Kunden lassen sich dann zu speziellen Anlässen ein Schmuckstück fertigen. In Mode sind derzeit Diademe, etwa für Hochzeiten. Ja, es gebe eine richtige "Renaissance des Diadems", sagt Wolfgang. "Und perfekt ist es dann, wenn man das Stück auch als Collier tragen kann, entsprechend dem Anlass."

Eine Sache der Erfahrung

Mit der Anfertigung von quasi multifunktionalen Schmuckstücken haben die Goldschmiede viel Erfahrung. Da wird in der Schatulle ein kleiner Schraubenzieher mitgeliefert, der so fein ist, dass damit eine Brosche beispielsweise zu einem Anhänger oder zu einer Haarnadel umgeschraubt werden kann. Es ist dies eine ökonomische Form eines wertvollen Schmuckstücks.

Bekanntestes Beispiel für diese Multifunktionalität sind die Haarsterne von Kaiserin Elisabeth. Diese Stücke konnten auch als Anhänger, Brosche oder Ohrringe getragen werden. Das Unternehmen hat sich ganz darauf spezialisiert, in der Werkstätte in der Wiener Innenstadt mit drei Goldschmieden vor allem Einzelstücke oder kleine Serien anzufertigen. Seit etwa 20 Jahren werden nur selbst produzierte Stücke verkauft, die wie zu Kaisers Zeiten mit dem Logo AEK versehen sind. AEK, das steht für Alexander Emanuel Köchert, der dies 1844 so einführte.

Bekanntschaft mit neuer Technologie

Die ehemaligen K.-u.-k.-Hoflieferanten gehen bei der Präsentation mit der Zeit und setzen auf 3D-Drucker. Da wird dann beispielsweise ein Ring in Kunstharz ausgedruckt, um zu zeigen, wie das gute Stück später mal aussehen wird. Doch: "Nichts geht über den Charme einer Handzeichnung," sagt Wolfgang Köchert. Kunden interessieren sich auch für die Adaption ihres alten Schmucks. Zum Beispiel kommt jemand mit einem alten Diamantring, der halt im Laufe der Zeit altmodisch geworden ist. Da wird dann sanft modernisiert – etwa, indem man den Stein neu fasst.

Wenn es um ein historisch interessantes Stück handelt, legen die Juweliere auch mal ein Veto ein. Um nahe beim Kunden zu sein, sind die Nobeljuweliere viel auf Reisen. München, Fuschl, Monte Carlo – überall, wo sich reiche Menschen tummeln. Denn die frühe Kundenbindung ist in diesem Geschäft wichtig. Der richtige Juwelier ist etwas fürs Leben, sagt Wolfgang Köchert. "Das ist wie mit einer Bank. Man fängt beim Studium mit einer an und dann bleibt man dabei." (Johanna Ruzicka, 9.12.2017)