Die neue Produktion des Aktionstheater-Ensembles ist wieder erste Sahne. Oder ist das Wort "Sahne" in einer österreichischen Zeitung fehl am Platz? Der Wettstreit zwischen "Schlagrahm" und "Schlagobers" wird in Swing – dance to the right mit Vehemenz ausgefochten. Und beim sprachschützerischen Chauvinismus bleibt es nicht.

Der Punschkrapfen, den die erste Sitzreihe serviert bekommt, spielt mit dem Bild vom Österreicher im blassroten Manterl: blau vom Inländerrum, innen braun. In den Bühnenraum gebracht wird statt dieser Pointe der Kinderwitz um Lang Fing Fang.

Überhaupt "die Chinesen" mit ihrem Organhandel und anderen Grauslichkeiten – auch aus dem Mund von Andreas Dauböck sind sie präsent: Nicht nur, wer eingangs bei der Publikumsbefragung "Mehr schöne Musik" angekreuzt hat, erfreut sich an Lärmversionen der "drei ... dru ... dra" mit dem Kontrabass und am leitmotivischen "Plitsch, platsch, Pinguin"-Lied. Dieses spielt's in Moll, womit auch jenes Publikumssegment, welches für "Trauriges" votierte, Berücksichtigung findet.

Dauerverschreckt

Freilich: Martin Hemmer verkörpert Unbehagen dermaßen dauerverschreckt, dass zugleich die "Mehr Lustiges"-Fraktion bedient wird. Auch Michaela Bilgeri, Susanne Brandt und Isabella Jeschke pendeln die Bandbreite des Grotesken aus, angeleitet vom Vortänzer Nicolaas van Diepen. Mit den Stimmzettel-Optionen "Ein bisschen was Freches" und "Nichts Kompliziertes" beweisen Martin Gruber, Dramaturg Martin Ojster und Autor Elias Hirschl Selbstironie. Nur: Hinter "Nichts Kompliziertes" steckt mehr.

Ein kollektives Bedürfnis, mit dem Trendpolitik punktet. Der Regression frönen, die Repression schlucken und sich noch anmaßen, "Progressives" gewählt zu haben: Auch in Hinblick darauf ist die choreografierte, stark von Bewegung im Takt geprägte Inszenierung schlüssig. Bella Angoras Schattenspielvideo auf zwei Leinwänden im rechten Winkel gibt den kühlen Kommentar. (pen, 9.12.2017)