Sein Selbstversuch wurde dem Youtuber fast zum Verhängnis.

Foto: Youtube/TGFbro

Je spektakulärer etwas ist, desto mehr Publikum findet sich dafür. Eine Regel der Aufmerksamkeitsökonomie, deren Entfaltung auf sozialen Netzwerken oft zu beobachten ist. So auch auf Youtube, wo die Größe der Zuseherschaft in direktem Zusammenhang mit den Werbeeinnahmen steht, die Videomacher über Einblendungen, Sponsornachrichten und Produktplatzierung verdienen können.

Auch das britische Youtuber-Duo unter dem Account TGFbro, bestehend aus Jay Swingler und seinem Bruder Rommell, folgt dieser Logik. Sie liefern auf ihrem Kanal Mutproben und gefährliche Experimente aller Art – vom Bad in scharfer Chilisauce bis hin zu Experimenten mit explosiven Materialien. Ihr letzter Versuch wäre aber beinahe tragisch geendet, hätten Rettungskräfte nicht schnell reagiert.

TGFbro

Luftzufuhr durch Ausdehnung von Polyfill blockiert

Zuletzt experimentierte das Brüderpaar mit sogenanntem Polyfill, also Material, mit dem Löcher in Wänden und Mauern schnell gefüllt werden kann. In hiesigen Baumärkten wird es unter Markennamen wie etwa "Moltofill" angeboten. Der Plan für den neuesten Versuch: Jay wollte mit dem Füllmaterial seinen Kopf in eine Mikrowelle "einzementieren". Die Luftzufuhr sollte dabei über einen Schlauch zu seinem Mund sichergestellt werden.

Der Plan ging nach hinten los. Denn die Luftzufuhr wurde blockiert, womöglich weil sich das Polyfill beim Trocknen ausdehnte. Dies sorgte schließlich für Panik.

Seine Freunde versuchten zuerst, ihn aus seiner misslichen Lage zu retten und seinen Kopf offenbar mit Messern frei zu "meißeln". Dies mussten sie jedoch schnell aufgeben. Zum Glück waren binnen Minuten Rettungsärzte und die Feuerwehr vor Ort und konnten Swingler vor dem Erstickungstod retten, in dem sie zuerst einen neuen Luftkanal herstellten und anschließend das Polyfill entfernten.

Feuerwehr sauer

"Noch nie habe ich mein Leben so sehr geschätzt", erklärte der Befreite nach seiner Rettung und bedankte sich überschwänglich bei den Einsatzkräften. Bei der Feuerwehr kam der gescheiterte Selbstversuch allerdings gar nicht gut an, schreibt die BBC. "Das war ein Notruf, der uns vielleicht davon abgehalten hat, jemandem zu helfen, der unverschuldet in Not geraten ist", wird einer der Helfer zitiert. Bei seinem Versuch hätte er sich ernsthaft verletzen oder ersticken können.

Auch auf Twitter ventilierte das West Midlands Fire Department seinen Ärger. Denn immerhin habe der Einsatz eine Stunde gedauert.

Youtube dreht Werbung ab

Reagiert hat mittlerweile auch Youtube. Das Video wurde zwar nicht gelöscht, allerdings wurde die Werbeeinblendung abgedreht. Die Videoplattform verbietet es in ihren Richtlinien, "Inhalte, die gefährliches Verhalten promoten", zu monetarisieren. Bis dahin hatte der Clip laut Gizmodo allerdings schon eine Million Klicks verzeichnet. Unklar ist, ob Swingler die so erzielten Einnahmen, die sich auf mehrere hundert Euro belaufen könnten, erhält, oder ob diese trotz erfolgter Werbeeinblendungen gestrichen werden.

Der Feuerwehreinsatz würde normalerweise ebenfalls mit 650 britischen Pfund (etwa 740 Euro) kosten. Da man allerdings bei Lebensgefahr generell auf die Verrechnung verzichtet, muss Swingler nicht für seine Rettung aufkommen. (red, 09.12.2017)