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Der Run auf Bitcoin und andere "schürfbare" Kryptowährungen könnte zu einem Problem für die Stromnetze werden.

Foto: Reuters

Mit einem drastischen Kursanstieg, aber auch wilden Schwankungen, hat sich die Kryptowährung Bitcoin zuletzt in die Schlagzeilen gespielt. Aktuell pendelt der Kurs um die 15.000-Dollar-Marke herum. Anfang des Jahres war er noch bei rund 1.000 Dollar gelegen.

Die Entwicklung sorgt nicht nur über eifrige Diskussionen über die potenzielle Ausbildung einer Blase, deren Bersten beträchtliche Vermögenswerte vernichten könnte, sondern auch über die Umweltfolgen des Hypes. Bitcoins werden, vereinfacht formuliert, durch das Lösen von Rechenaufgaben "erzeugt", deren Komplexitätsgrad automatisch immer zunimmt.

Hardware-Rüstungswettkampf

Das führt auch dazu, dass die Goldjäger ihre Hardware aufrüsten, um beim Ertrag nicht zurück zu fallen. Mittlerweile sollen im Rahmen der Bitcoin-Generierung rund 14 Billionen Berechnungen pro Sekunde (TH/s) durchgeführt werden. Der von der Plattform Digiconomist errechnete Bitcoin Energy Consumption Index errechnet hierfür einen Stromverbrauch, der mittlerweile höher liegen soll, als jener der gesamten Slowakei und sich auf rund 30 Terawattstunden pro Stunde beläuft.

Die Berechnungsmethode hinter dieser Angabe gilt allerdings als umstritten. Eine andere Annäherung an den Energieverbrauch, geliefert von Zorinaq, kommt auf niedrigere Werte.

Zunehmender Energieverbrauch bereitet Sorge

Eine exakte Erfassung ist aufgrund der Komplexität des Netzwerks freilich nicht möglich. Sorgen bereitet allerdings die Entwicklung des Verbrauchs, die sich in den letzten Monaten deutlich beschleunigt hat.

Der Run auf Kryptowährungen – denn nicht nur Bitcoins werden mit hohem Hardwareeinsatz "geschürft" – könnte ein Problem für die Energieversorgung werden. Und auch eines für die Umwelt, sind doch in einigen Ländern nach wie vor etwa Kohlekraftwerke in Betrieb.

Vorsichtige Entwarnung

An einem Teil einer möglichen Lösung arbeitet das Start-up Envion, das sich auf Infrastrukturlösungen für Kryptowährungen spezialisiert. Dessen CEO, Matthias Woestmann, erklärt gegenüber Business Insider, dass er nicht von einem baldigen Kollaps der Netze ausgeht.

Seiner Ansicht nach könne das exponentielle Wachstum nicht dauerhaft anhalten, dementsprechend seien Hochrechnungen auf dieser Basis auch nicht möglich. Zudem sei davon auszugehen, dass das Mining von Bitcoins durch algorithmische Verbesserungen in Zukunft energieeffizenter würde.

Mobile Container sollen Netze entlasten

Dennoch muss man auf die vorhandenen Kapazitäten Rücksicht nehmen. Envion selbst stellt Container mit Mining-Hardware bereit, die man in Länder schickt, die einen hohen Stromüberschuss aufweisen. Damit sollen auch Netze entlastet werden, denen Überbeanspruchung droht. Die Computer in den Containern arbeitet eigenständig und wird bei Bedarf zentral ferngesteuert. Dies sei jedoch nur eine Übergangslösung, langfristig müssten sowohl Hardware, als auch Software effizienter werden.

Aktuell geht er von einer weiteren Steigerung des Strombedarfs aus, die vorwiegend vom Wachstum des Bitcoin-Kurses getrieben werden, die immer mehr Player ins Mining-Business lockt.

China-Boom droht jähes Ende

Es gibt aber auch Vorzeichen für eine Entspannung. So sollen viele Schürfer ihr Geschäft von China aus betreiben, wo ausreichend Stromreserven vorhanden und die Energiekosten niedrig sind.

Jedoch sind Kryptowährungen der Regierung ein Dorn im Auge, zumal darauf basierende Geschäfte in der Regel einen hohen Grad an Anonymität versprechen. Über die Blockchain ist zwar einsehbar, wann wieviel Geld von einer digitalen Geldbörse an eine andere geflossen ist. Doch wer hinter den sogenannten "Wallets" steht, wissen maximal die Betreiber von Kryptowährungs-Handelsplätzen, sofern diese entsprechende Identifikation bei der Registrierung voraussetzen.

Angekündigte und absehbare Regulierungsmaßnahmen könnten den Mining-Boom in China schnell beenden. Laut Woestmann sollen die ersten Schürfer bereits aus der Volksrepublik abgewandert sein.

Bitcoin-Alternativen kaum relevant

Mittlerweile gibt es eine Reihe von direkten Konkurrenten für den Bitcoin, deren Erzeugung und Überweisung viel weniger Strom verbrauchen soll. Die Popularität des "Originals" hat aber keine der Alternativen bisher auch nur annähernd erreicht. Insbesondere wenn es um den Ankauf anderer Kryptowährungen, dem Einkauf von diversen Gütern und Services oder den Eintausch in herkömmliches Geld geht, ist der Bitcoin nach wie vor der unumstrittene Standard mit der größten Akzeptanz. (gpi, 09.12.2017)