"The Mod" ist der erste Open Source-Dildo

Foto: The Mod/Pressefotos

Sexspielzeuge sind kein Tabu mehr – und dafür ist auch der technologische Fortschritt verantwortlich. Nutzer können Dildos, Vibratoren und Plugs online bestellen und sich dort auch anonym über Selbstbefriedigung und Toys austauschen. Mittlerweile liegen etwa in einigen Regionen der USA Sexspielzeuge ganz selbstverständlich in Drogerien auf, auch Walmart hat nachgezogen. Firmen wie DocJohnson sind "ganz normale" Konzerne, die von Familienmitgliedern geführt werden. Auch Start-Ups versuchen, einen Teil des 15-Milliarden-Dollar-Marktes zu ergattern und mit besonders schicken Geräten zum "Apple des Sexspielzeugs" aufzusteigen.

Hackathons

Einigen Hackern geht dieser Trend aber nicht zu weit. Sie wollen Sexspielzeug demokratischer machen. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Sexspielzeug-Hackathons, auf denen mehrere Tage lang versucht wird, bessere Toys zu erfinden. Der Guardian berichtet von einer derartigen Veranstaltung in London, wo Hacker etwa mit 3D-Druckern oder schnell entwickelten Apps für besseren Sex sorgen wollen. Das NYMag hat im Sommer den allerersten Sextoy-Hackathon überhaupt besucht.

An Minderheiten denken

Es ginge bei diesen Hackathons um drei Dinge, so der Londoner Organisator Kevin Lewis: Intimität, Zugänglichkeit und Personalisierung. Teilnehmer sollen überlegen, wie sie das Sexleben von Minderheiten, körperlich Beeinträchtigten oder Fetischisten verbessern können – also von all jenen, die von der Mainstream-Industrie ignoriert werden. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von Florence Schechter, einer Youtuberin, die sich mit der Vagina auseinandersetzt. Sie will beispielsweise Sexspielzeug produzieren, das auf die Bedürfnisse von Frauen mit chronischen Schmerzen in ihrem Intimbereich zugeschnitten ist.

Hacker-Spirit

Achtzig Prozent der Teilnehmer am Hackathon sind Programmierer oder zumindest im Coding versiert. Sie versuchen, den Hacker-Spirit auf Sexspielzeug zu übertragen: Die Toys werden also etwa auseinandergenommen und neu zusammengesetzt oder werden zweckentfremdet. Ein Beispiel dafür sind Penisimitate für Transpersonen, deren biologisches Geschlecht nicht angepasst ist. Der Markt für derartige Produkte ist klein. "Es kann passieren, dass man mit jemandem im Bett landet, der den gleichen 'Penis' wie du hast", sagt ein Teilnehmer des Hackathons zum Guardian. Er will deshalb eine Webseite gründen, bei der Transmänner personalisierte Imitate bestellen können.

Open Source-Dildo

Derartige Initiativen finden oft in kleinem Rahmen statt. Doch es bilden sich langsam globale Netzwerke, um die Inklusion bei Sexspielzeugen voranzutreiben. Ein Beispiel dafür ist der "Mod", ein "Open Source"-Dildo, mit dem Nutzer ihre Orgasmen "hacken" können. Auch auf akademischer Ebene wird nun verstärkt über Sexspielzeug nachgedacht – die beim Hackathon anwesende Wissenschafterin Kate Devlin beschäftigt sich etwa mit Sexrobotern, ihr Tedx-Talk ging im Frühjahr viral.

TEDx Talks

Datenschutz

Die technologische Evolution der Sextoys sorgt jedoch auch für Probleme. Heikel ist etwa die Frage nach dem Datenschutz. Oftmals speichern "smarte" Sexspielzeuge Informationen über ihre Nutzer, in manchen Fällen werden diese an die Hersteller weitergegeben. Das führte zuletzt zu einem Gerichtsprozess gegen "We-Vibe", das Kunden entschädigen musste. Bei Sexrobotern ist etwa unklar, inwiefern diese echten Personen – etwa Stars oder auch dem Ex-Partner – optisch ähneln dürfen. Auch derartige ethische Fragestellungen sollen bei künftigen Hackathons diskutiert werden. (red, 12.10.2017)