Anton Schipulin und seine Landsleute dürfen immerhin weiter an IBU-Wettkämpfen teilnehmen.

Foto: APA/Barbara Gindl

Hochfilzen – Der Biathlon-Weltverband (IBU) hat am Sonntag in Hochfilzen (Tirol) Sanktionen gegen Russland beschlossen. Das IBU-Exekutivkomitee stufte Russland auf eine provisorische Mitgliedschaft herab. Eine Vollmitgliedschaft für das Land, das vom Internationalen Olympischen Komitee wegen des Dopingskandals von Sotschi 2014 von den kommenden Winterspielen ausgeschlossen worden war, ist an Auflagen gebunden.

Das IOC hatte im Skandal um staatlich gestütztes Doping in Russland 25 Athleten und den Ex-Sportminister Witali Mutko lebenslang von Olympischen Spielen ausgeschlossen. Betroffen waren aus dem Biathlon die Medaillengewinnerinnen Olga Saizewa, Olga Wiluchina und Jana Romanowa. Bisher haben 22 Aktive beim Obersten Sportgericht (CAS) in Lausanne Berufung gegen die Sperre eingelegt. Neun Fälle sind beim IOC noch anhängig.

Die IBU reagierte nun als Erster der betroffenen Verbände (Skiverband, Bob- und Skeletonverband, Eislaufunion) mit einer Sanktion gegen einen seiner Mitgliedsverbände. Der Ski-Weltverband (Fis) hat die sechs betroffenen russischen Skilangläufer seit 30. November suspendiert, der Bob- und Skeletonverband hob die Suspendierungen wegen noch fehlender IOC-Begründungen hingegen wieder auf.

Russland behält Startrecht

Die wichtigeren Konsequenzen des Beschlusses für Russland: Russland darf keine Wahlvorschläge beim IBU-Kongress unterbreiten und darf sich nicht an der Wahl beteiligen. Die russischen Funktionäre wie etwa Vizepräsident Viktor Majgurow, behalten ihre Ämter in der IBU. Tjumen ist weiterhin Schauplatz des Weltcup-Finales 2017/18. Und vor allem: Russland hat weiterhin das Startrecht bei allen IBU-Veranstaltungen. "Saubere Sportler sollen ihre Chance haben", betonte IBU-Präsident Anders Besseberg.

Über die Zulassung russischer Biathleten zu den Winterspielen 2018 werde das IOC entscheiden, sagte Besseberg. "Das IOC wird die Sportler einladen, wenn sie die Kriterien erfüllen", sagte der Norweger.

In der IBU gehen die Untersuchungen auch mit externen Experten weiter. Sollten diese weitere Verstöße ergeben, so werde die IBU weitere Maßnahmen gegen den russischen Verband bzw. Einzelsportler ergreifen, hieß es in der Mitteilung nach der Vorstandssitzung.

Voraussetzung für eine vorbehaltlose Wiederaufnahme Russlands, die frühestens am Saisonende 2017/18 möglich wäre, sei laut IBU die Aufhebung der Sperre des russischen olympischen Komitees durch das IOC. Weiters dürften seit 1. Jänner 2017 keine neuen Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen vorliegen. Außerdem müsse der russische Biathlon-Verband vorbehaltlos bei der Untersuchung über die in den Berichten der Wada und des IOC geäußerten Verstöße gegen das Anti-Doping-Reglement kooperieren.

Simon Eder für Sperre Russlands

Der ÖSV-Biathlet Simon Eder, der in Sotschi 2014 im 20-km-Bewerb Vierter hinter dem Russen Jewgeni Garanitschew geworden war, hat seine eigene Meinung über die Dopingfälle der Russen. Garanitschew war laut Berichten ebenfalls in dem Wada-Report genannt worden.

"Nationen, deren Anti-Doping-Labor nicht anerkannt ist, (so wie derzeit das russische, Anm.), sollten nicht starten dürfen und außerdem müssten sie eingestehen, dass sie etwas falsch gemacht haben", sagte der Salzburger am Rande der Weltcup-Bewerbe im Tiroler Biathlon-Zentrum.

Der Beschluss des IOC, Russland zu sperren, aber nachweislich saubere Athleten in Pyeongchang 2018 antreten zu lassen, sei eine "Jein-Entscheidung", sagte Eder. Er sei enttäuscht gewesen, zu hören, dass keiner der aktiven russischen Athleten sanktioniert werde. "Ich war in der Warteschleife, aber das ist abgehakt", sagte Eder, um dann doch zu betonen: "Das ist definitiv meine Medaille."

Eder sieht sich an der Seite der Tschechin Gabriela Koukalova, des Deutschen Erik Lesser und des Franzosen Martin Fourcade, die sich vorneweg im Anti-Doping-Kampf engagieren. (APA, 10.12.2017)