Facebook überprüft momentan verstärkt FPÖ-kritische Seiten.

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Eine Reihe von FPÖ-kritischen Seiten wird offenbar vermehrt an Facebook gemeldet, von dem sozialen Netzwerk verwarnt oder sogar offline gestellt. Vergangene Woche hat es die Satireseite "Blutgruppe HC Negativ" erwischt, nun ist auch "Kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr Freunde als HC Strache haben?" nicht mehr erreichbar. Letztgenannte Seite hatte über 140.000 Fans, die "Blutgruppe HC Negativ" 68.000.

Auf Twitter berichteten auch die Seiten "Stoppt Rechtspopulisten" und "FPÖ Watch", von Facebook verwarnt worden zu sein. Die Seite FPÖ Fails hat nun einen Blog aufgesetzt, um nicht mehr so stark auf Facebook angewiesen zu sein.

Welle an Meldungen

Offenbar melden FPÖ-Fans massenhaft Seiten, die den Freiheitlichen kritisch gegenüberstehen oder satirisch mit deren Inhalten umgehen. Facebook nimmt das zum Anlass, um die Seiten zu überprüfen. Dabei werden dann etwa kleinere Urheberrechtsverstöße oder andere Inhalte gefunden, die gegen die Facebook-Gemeinschaftschaftsregeln verstoßen. Bei der "Blutgruppe HC Negativ" soll etwa die Klarnamenpflicht ein Problem darstellen. So hatten sich die Betreiber der Seite offenbar mit Pseudonymen bei Facebook angemeldet. Um die Seite wiederherzustellen, ist nun eine Verknüpfung mit einem authentischen Profil nötig.

"Üble und radikale Hetzseiten"

Facebook gab auf Anfrage des STANDARD an, keine Einzelfälle zu kommentieren. Angesichts des Endspurts bei den türkis-blauen Regierungsverhandlungen hat die Causa für viele Nutzer einen bitteren Beigeschmack. Martin Glier, Leiter der FPÖ-Pressestelle, sprach auf Twitter von "üblen und radikalen Hetzseiten", die gelöscht worden seien. Eine kurzfristige Anfrage des STANDARD, ob die FPÖ über organisierte massenhafte Meldungen dieser Seiten Bescheid weiß, wurde noch nicht beantwortet. Auf Twitter schrieb Glier auf dieselbe Frage des "Falter"-Journalisten Benedikt Narodoslawsky: "Glaubst wirklich, dass sich FPÖ-Funktionäre bei mir melden, bevor sie übelste, linksradikale Hetzseiten melden?"

Sperren keine Seltenheit

Tatsächlich schaffen es Nutzer mit konzertierten Aktionen immer wieder, kontroverse Seiten oder Personen auf Facebook zumindest kurzfristig zum Schweigen zu bringen. So war die Seite von Autorin Stefanie Sargnagel nach einer Vielzahl an Meldungen vorübergehend gesperrt worden. Nach einem umstrittenen Beitrag der Schauspielerin Nina Proll über sexuelle Belästigung war auch dieses Posting von Facebook offline gestellt worden. (fsc, 11.12.2017)