"Elements of Sculpture 1964-2008" heißt die Schau, in der neben 20 weiteren Werken auch dieses zu sehen ist. Im Hintergrund: ein Porträt Bruno Gironcolis.


Foto: Joachim Krenn

Villach – Es ist etwas gewagt, aber vielleicht kann man sich beim aussichtslosen Versuch, die Monumentalskulpturen Bruno Gironcolis zu deuten, einen Augenblick lang an die Mutter aller bildhauerischen Werke, die Laokoon-Gruppe, klammern. Wenn sich Gironcolis Kinder in Waffenarsenale oder auf monströse Gebilde eines surrealen Technologieparks verirren, treffen auch, frappant wie im antiken Meisterwerk, das Gefährdete und das Gefährliche aufeinander, das Verletzbare und das Verletzende, das nach Leben Strebende und das Todbringende.

Die sechs hakenbekreuzten, megalomanen Stabtaschenlampen, die den Kinderwagen umgeben, der mit 20 weiteren wichtigen Arbeiten des Künstlers in der Schau Elements of Sculpture 1964-2008 in der Villacher Stadtgalerie Freihausgasse zu sehen ist, legen eine thematische Spur: Das Elternhaus des 1936 Geborenen wurde in Villach-Lind auch nachts von der Gestapo observiert.

Aber im ersten Untergeschoß wird, neben einem sich mit Beulen und Wülsten gegen jede Sinnunterstellung wehrenden "Bett", die Spur relativiert: "Mein Ziel war ein ästhetisches." Und im zweiten Untergeschoß folgt in einer berührenden Filmdoku Jana Markovás von 1990 die restlose Klarstellung: Jedes Thema, und sei es auch jenes der Geschlechtlichkeit, hatte nur den Zweck, die weitere Formsuche anzuregen.

Er betrieb sie mit Skizzen, doch auch direkt am Material. Lieber wäre dem ehemaligen Kupferschmiedlehrling nicht metallisch angestrichener Polyester gewesen, sondern, wenn die Aufträge es erlaubt hätten, ausschließlich Aluminium oder Bronze. Immer arbeitete er an mehreren Projekten zugleich. Skrupulös wie in der heimischen Kunstgeschichte sonst vielleicht nur Anton Bruckner trieb er im Grunde bis zum Lebensende sein ganzes Werk schneepflugartig vor sich her. Zeitlos und oft auch namenlos.

Einprägsam

Was zu späteren, bisweilen etwas euphemistischen (Um-)Benennungen geführt hat, wie bei dem einprägsamen Säugling im Flammenkranz, der inzwischen Kind im Tulpenbeet heißt. Allein schon eine Begegnung mit der Begegnung von 1969 lohnt, die sonst eher verborgen in einem Amtstrakt der Stadt steht. Jedenfalls wurde es immer schwerer und der Künstler müder. Die Arbeit am Laokoon hatten sich wenigstens noch drei Bildhauer geteilt. (Michael Cerha, 11.12.2017)