Zwanzig Monate ist das Abkommen zwischen der EU und der Türkei alt, das den Europäern die Flüchtlingskrise vom Hals schaffen sollte. Umstritten war es immer. Und jetzt beginnt es zu wackeln.

Von der Mitte aus gesehen, von Berlin oder Wien aus, soll bloß Ruhe im Karton sein. Bitte nie wieder Kolonnen von Flüchtlingen auf Straßen und in Zügen auf dem Weg in den reichen Teil der EU. Vom Rand aus gesehen aber, von Lesbos oder Chios aus, soll nun endlich Schluss sein. Bitte nie wieder Gefangeneninsel und Abladeplatz von Asylsuchenden für den großen Rest Europas.

Um die geografische Ungerechtigkeit zu lindern, haben die EU-Staaten ziemlich tief in die Tasche gegriffen. Mehr als eine Milliarde Euro sind seit Beginn des massiven Flüchtlingsstroms 2015 nach Griechenland geflossen – die Hälfte an den Staat, die andere Hälfte an Hilfsorganisationen. Der Flüchtlingshandel mit der Türkei im März 2016 hat den Zustrom nicht gestoppt, aber stark verringert. All das um den Preis überfüllter Lager, in denen Menschen festgehalten werden, bis sie aufgeben und sich freiwillig in die Türkei zurückbringen lassen.

Die Verantwortung für inakzeptable Lager und langsame Asylentscheidungen trägt vor allem Griechenland. Mit der Verlegung von 5000 Menschen aufs Festland macht die griechische Regierung den Winter in den Lagern erträglicher. Sie lockt aber auch neue Flüchtlinge auf die Inseln. (Markus Bernath, 11.12.2017)