Tel Aviv – Aharon Steinman, ein führender ultraorthodoxer Rabbiner in Israel mit einer weltweiten Anhängerschaft, ist tot. Im Alter von 104 Jahren sei Steinman am Dienstag in einem Krankenhaus an Herzversagen gestorben, berichteten israelische Medien. Staatspräsident Reuven Rivlin würdigte Steinman als "Giganten der Thora", dessen Tod eine große Leere hinterlasse.

Das Begräbnis, bei dem hunderttausende Trauergäste erwartet wurden, sollte zu Mittag im strengreligiösen Tel Aviver Vorort Bnei Brak stattfinden, teilte Polizeisprecher Micky Rosenfeld mit.

Der nahe Brest geborene Steinman war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel eingewandert. Noch vor Kriegsbeginn war er aus Polen in die Schweiz geflohen, um dem polnischen Militärdienst zu entkommen. Angehörige Steinmans wurden im Holocaust ermordet. Mit seiner Frau Tamar Kornfeld, die schon 2002 starb, hatte er drei Kinder und zahlreiche Enkel und Urenkel, wie die "Times of Israel" berichtete.

Generationen unterrichtet

Steinman unterrichtete in Israel an verschiedenen Yeshivas, jüdischen Religionsschulen. Er galt als Anhänger der litauischen jüdischen Tradition, die betont intellektuell ausgerichtet ist. Steinman, der dutzende Bücher geschrieben hat, war auch sehr einflussreich in der Politik. Er war spiritueller Führer einer strengreligiösen Fraktion innerhalb der Partei Vereinigtes Torah-Judentum, galt aber als pragmatischer als seine Vorgänger. Kritiker warfen ihm vor, er habe Bemühungen unterstützt, mehr ultraorthodoxe Männer in die Armee aufzunehmen. Steinman selbst dementierte das.

Im Judentum gibt es keine zentrale religiöse führende Figur wie etwa den Papst in der katholischen Kirche, jede Strömung hat ihren eigenen führenden Rabbiner. (APA, 12.12.2017)