Dem Youtuber wurde vorgeworfen, Nutzer zum illegalen Abruf von Bezahlinhalten zu verleiten.

Screenshot: Youtube/Cafe Tecnologico

Wenn man zeigt, wie man mit einer Android-TV-Box, einer Entertainment-Center-Software wie Kodi und zusätzlichen Plugins Pay-TV-Inhalte gratis empfangen kann – verstößt man dann gegen Urheberrecht? Eine Frage, mit der sich jüngst ein brasilianisches Gericht auseinandersetzen musste.

Denn der der nationale Verband der TV-Unternehmen, ABTA, hat einen Youtuber genau deswegen verklagt. Auf Facebook und Googles Videoplattform betreibt Marcelo Otto Nascimento den Channel "Café Tecnológico" und hat dort rund 65.000 Abonnenten. Lieferte er zu Beginn noch Videos über das Backen von Brot, kamen später immer mehr digitale Tech-Tipps und Tutorials hinzu. Schließlich auch die Anleitungen für die kostenlosen Streams, dokumentiert Torrentfreak.

Richter sieht Ermunterung zu illegalem Handeln

Laut ABTA würden Nascimentos Videos die Seher "ermuntern, Equipment und Anwendungen zu verwenden, die dafür gemacht wurden, Services und Inhalte abzurufen, die urheberrechtlich geschützt sind." Der Youtuber wiederum berief sich darauf, lediglich "Kommentare über IPTV-Systeme" zu veröffentlichen. Dies würde weder das Copyright verletzen, noch ließen sich daraus finanzielle Verluste ableiten.

Der verantwortliche Richter wollte dieser Argumentation allerdings nicht folgen. "Die klare Intention des Angeklagten war es, seine Seher dazu anzuleiten, sich Zugriff auf die geschützten Inhalte der Kläger zu verschaffen", wobei er selber gleichzeitig durch die Abrufe seiner Videos profitiert habe. Seine Tutorials seien also nicht einfach mit Meinungsfreiheit argumentierbar.

Youtuber soll Schadenersatz leisten

In seinem Urteil ordnete der Richter an, dass Nascimento sämtliche Inhalte, die als Anleitungen zur Piraterie angesehen werden könnten, von seinen Webauftritten entfernen müsse, um die Interessen von ABTA zu wahren. Zudem wurde ihm untersagt, weitere Videos dieser Art zu publizieren.

Für den Zeitraum zwischen der Veröffentlichung des ersten als Verstoß gewerteten Videos und der Entfernung aller fraglichen Clips muss der Youtuber zudem auch Schadenersatz zahlen, der die ABTA-Mitglieder für ihren Einnahmenentgang kompensieren soll. Diese Summe muss allerdings erst festgelegt werden. Der Gesetzesverstoß an sich kostet ihn zudem umgerechnet 7.600 Dollar plus Anwaltskosten.

Berufung angekündigt

ABTA hat bereits angekündigt, dass es auch Klagen gegen weitere Videomacher geben könnte. Man "beobachte auch andere Kanäle auf Youtube und sozialen Medien, die illegale Inhalte und Anleitungen für Geräte und Software veröffentlichen, die für gesetzwidrige Zwecke gedacht sind", heißt es in einer Stellungnahme zum Richterspruch.

Die Angelegenheit dürfte mit diesem Urteil allerdings nicht beendigt sein. Nascimento hat Berufung angekündigt. (red, 29.12.2017)