Eine Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) schwimmt verfangen in Fischernetzen.

Foto: Kate Charles, Ocean Spirits

Exeter/Brisbane – Mehr als die Hälfte aller Meeresschildkröten haben schon einmal Plastik verschluckt. Das ging kürzlich aus einer Studie der University of Queensland hervor. Die Forscher gingen dabei von geschätzten vier bis zwölf Millionen Tonnen an Plastik aus, die jedes Jahr im Meer landen. Die Reptilien halten Kunststoffstücke oder Plastiksäcke im Wasser oft für Futter oder verschlucken es unabsichtlich.

Wenn der Abfall in die Speiseröhre gelangt, kann er diese blockieren oder in weiterer Folge die Eingeweide durchstechen. Auch geben manche Plastikmaterialien toxische Inhaltsstoffe ab, die langfristige Schäden verursachen können.

Der Panzer einer Echten Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) wird durch Plastikmaterial am Wachsen gehindert.
Foto: Sea Turtle Association of Japan

Verheddern in Fischernetzen

Aber nicht nur das Verschlucken stellt für die Meerestiere ein Problem dar. Eine Studie der University of Exeter, basierend auf Befragungen von 106 weltweiten Experten, zeigt nun auch, dass das Verwickeln in Kunststoffteilen genauso viele Gefahren birgt. Im Fachblatt "Endangered Species Research" zeigten die Forscher rund um Brendan Godley, dass 91 Prozent der verhedderten Tiere ihren ernsthaften Verletzungen erlagen. Andere Experten sprachen von überlebenden Exemplaren, die den Abfall oft kilometerweit mit sich mitschleppen mussten.

Die Experten gaben an, dass es sich bei den verheerenden Materialien um zurückgelassene oder verlorene Fischernetze (sogenannte "Geisternetze"), Angelschnüre, Sixpack-Ringe von Aludosen, Verpackungsmaterial und Meeresmesskabel handelte. 84 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal eine Schildkröte in Verbindung mit einem solchen Abfallmaterial gefunden zu haben.

Eine Suppenschildkröte (Chelonia mydas) liegt tot in einem zurückgelassenen Fischernetz (auch "Geisternetz") an der Küste von Uruguay.
Foto: Karumbe

Tödlicher Plastikgebrauch

Die höchste Mortalität gab es laut der Befragung aufgrund von Geisternetzen. Seit den 50er-Jahren sind Fischer von natürlichen Stoffen wie Baumwolle, Jute oder Hanf immer mehr auf synthetische Materialien wie Nylon, Polyethylen und Polypropylen umgestiegen. Diese zersetzen sich im Wasser jedoch nicht von selbst und bilden so eine dauerhafte Gefahr. (krop, 18.12.2017)