Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben: Zombie-Unternehmen bedrohen die wirtschaftliche Erholung, sagt die OECD.

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Wien – Dreht die US-Notenbank Fed an der Zinsschraube oder nicht? Diese Frage beschäftigt nicht nur Investoren und Anleger. Auch Unternehmer sind von so einer Entscheidung betroffen. Steigen die Zinsen, steigen nämlich auch die Kosten für die Schulden. Für viele Unternehmer könnten schon kleinste Zinsschritte zu einer großen Last werden. Sie werden in der Forschung auch als "Zombie-Unternehmen" bezeichnet.

Konkret geht es dabei um jene Firmen, die mindestens zehn Jahr alt sind und in drei aufeinanderfolgenden Jahren nicht genug Einnahmen vor Zinsen und Steuern erzielt haben, um ihre Zinszahlungen zu decken. Wird der Druck auf der Zinsseite verstärkt, droht Ungemach. Eine Untersuchung von Chris Watling von Londons Longview Economics zeigt, dass die Zahl der Zombie-Gesellschaften, die noch in Betrieb sind, steigt. Und zwar dramatisch. Seit der Finanzkrise ist der Anteil der Zombie-Unternehmen in den USA stark gewachsen, zwölf Prozent der Unternehmen sind laut Watling als Zombies qualifiziert.

Globales Phänomen

Zombie-Unternehmen sind aber nicht nur in den USA ein Phänomen geworden, sondern global. Aber in den meisten Ländern sind die Unternehmen in heikler Phase nicht so ausgeprägt wie in Amerika. Rund neun Prozent der Unternehmen in 18 Ländern, die von Longview befragt wurden, gelten demnach als Zombies. Ein gesundes Wirtschaftsbild ergibt das jedenfalls nicht. Schlittern diese Unternehmen in die Pleite, trifft das die Gesamtwirtschaft, neue Arbeitslose entstehen.

OECD warnt vor Zombies

Auch die OECD hat in ihrem jüngsten Bericht vor den Zombie-Unternehmen gewarnt. Die Autoren zeigten sich alarmiert von der großen Zahl der Unternehmen, die es nach den Gesetzen der Ökonomie eigentlich gar nicht geben dürfte. Als Hauptgrund für die Existenz dieser untoten Unternehmen nennt die OECD die Banken, die – weil oft selbst unsolide finanziert – davor zurückschrecken, Kredite fällig zu stellen. Stattdessen würden die Betriebe mit weiteren Krediten am Leben erhalten, die wegen der Niedrigzinspolitik der EZB auch billig zu bekommen sind.

Zombie-Unternehmen bremsen zudem den allgemeinen Aufschwung, weil sie Kredite binden, die für andere, erfolgversprechende Unternehmen fehlen, heißt es im OECD-Bericht. In Europa finden sich Zombie-Unternehmen vor allem im Süden. In Italien etwa ist laut OECD der Anteil des Kapitals, das in solchen Firmen gebunden ist, zwischen 2007 und 2013 von sieben auf 19 Prozent gestiegen. In Spanien hat sich der Anteil auf rund 16 Prozent verdoppelt. Den mit Abstand größten Anteil (28 Prozent) von in Zombie-Unternehmen gebundenem Kapital gibt es in Griechenland. In Deutschland liegt er laut OECD-Angabe bei zwölf Prozent, in Österreich sind es neuen Prozent. (Bettina Pfluger, 13.12.2017)