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Peter Stöger hat die Chance, in Dortmund zum Startrainer zu werden.

Foto: Ina Fassbender/dpa

Dortmund – Gleich nach seinem ersten Streich als neuer Trainer von Dortmund am Dienstagabend zeigte Peter Stöger, warum er gegenwärtig der beliebteste Wiener in Deutschland ist. Nach dem 2:0 in Mainz, dem ersten vollen Erfolg der Borussen nach acht sieglosen Ligapartien, schrieb der 51-Jährige einen Teil des Verdienstes seinem entlassenen Vorgänger Peter Bosz zu. Für sich selbst wollte er nichts vom Lorbeer.

Erst am vergangenen Sonntag hatte Stöger, fast ohne zu zögern, für sechs Monate und angeblich bis zu drei Millionen Euro der Borussia zugesagt. Typisch war die Frage an Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, ob der wohl wisse, dass er als Trainer von Köln aus den ersten 14 Ligaspielen der Saison nur drei Punkte geholt hatte. Watzke wusste, wusste aber auch, dass Stöger in den vier Jahren davor den 1. FC Köln aus der zweiten Liga bis in den Europacup geführt und die Herzen der Rheinländer erobert hatte wie einst Torjäger Toni Polster.

Doch noch Legionär

25 Jahre zuvor hatte Stöger auf einem ersten Höhepunkt seines ballesterischen Schaffens nicht den Sprung nach Deutschland, nach Frankfurt, gewagt – der einzige Makel einer Karriere, in der der Trainer Stöger den Spieler Stöger überflügelt.

Obwohl, alleweil: Das Kind aus Favoriten, im Gemeindebau geerdet, im Käfig entdeckt und beim Favoritner AC ausgebildet, schoss in 65 Länderspielen 15 Tore und schmückte die WM 1998 in Frankreich. Er holte vier österreichische Meistertitel – drei mit der Austria, einen mit Rapid, wo der Edeltechniker nur kurz Ablehnung erfuhr -, bis er wieder zur Austria zurückkehrte.

Geduld, Bescheidenheit

Anfeindungen fochten Stöger nie an, "aus negativen Dingen muss man positive Energie ziehen", sagte er und bewies dieses Vermögen, als er nach seiner Entlassung bei der Austria, der er zunächst als Kurzzeittrainer neben Frenkie Schinkels und dann als Sportdirektor diente, den Schritt zurück nicht scheute. Er betreute die Vienna, den Regionalligisten GAK und Wiener Neustadt, lernte das Handwerk samt Menschenführung von der Pike auf.

Die Austria holte ihn wieder und ließ sich ihn nach dem bisher letzten Titel 2013 für 700.000 Euro und die Einnahmen eines Freundschaftsspiels von Köln abkaufen. In der Domstadt fühlte sich Stöger mit seiner Lebensgefährtin Ulrike Kriegler, einer Moderatorin und Entertainerin, wohl. Dem Antistar, der in Dortmund zum Star werden könnte, weinen sie jetzt schon nach. (Sigi Lützow, 13.12.2017)