Wien/Schwechat/Frankfurt – Nach dem Aus für die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki wollen die deutschen Airlines bei dem Rücktransport von gestrandeten Passagieren aus dem Ausland helfen. Nach Angaben von Masseverwalter Lucas Flöther wollten in den nächsten 14 Tagen 40.000 Menschen mit Niki ihre Heimreise antreten. Davon hatten 15.500 selbst gebucht. Tausende Urlauber warten auf Mallorca auf alternative Heimflüge.

Besonders viele Flüge hatte Niki nach Mallorca, seit die österreichische Airline im heurigen März für Air Berlin den gesamten Mallorca-Verkehr aus dem deutschsprachigen Raum übernahm. Nicht nur aus Österreich, sondern vor allem auch aus Deutschland und der Schweiz. Von Österreich hatte Niki im Winterflugplan 12 wöchentliche Verbindungen nach Mallorca, samt Abflügen aus deutschen und Schweizer Städten standen nicht weniger als 145 Flüge pro Woche auf dem Flugplan. Beworben wurde Niki auch den heurigen Sommer über schon als neuer Mallorca-Shuttle.

"Wut und Ratlosigkeit"

Nach Angaben der spanischen Flughafengesellschaft Aena zufolge sind es allein an den ersten vier Tagen 72 Flüge von und nach Palma de Mallorca, die ausfallen. Vor allem am Wochenende hatte es starke Frequenz gegeben: Am Freitag hätten 18 Niki-Maschinen starten und landen sollen, am Samstag 32 und am Sonntag 16, hieß es. Die insgesamt 66 Flüge hätten rund 10.000 Passagiere befördern sollen.

Wütend zeigten sich demnach am Donnerstag Touristen, die über die Weihnachtstage nach Mallorca wollten oder ihren Urlaub für das nächste Jahr bereits gebucht hatten. Es herrsche "Wut und Ratlosigkeit", schrieb die "Mallorca Zeitung" (online).

Das Blatt zitierte eine Touristin mit den Worten: "Wollten am 26. Dezember für zwei Wochen Urlaubmachen. Geld weg, Urlaub futsch." Eine andere Deutsche schrieb auf der Facebook-Seite der Zeitung: "Hatten für den 23.12. – 1.1.18 gebucht. Müssen jetzt schauen, dass wir unseren Urlaub noch retten und woanders buchen. Geld weg – soviel zu "Niki ist safe". Frohes Fest!"

Entschädigungsansprüche geltend machen

Auch in Deutschland saßen Fluggäste fest. Mehrere Dutzend Niki-Kunden waren am frühen Donnerstagfrüh zum Berliner Flughafen Tegel gekommen, obwohl die Airline den Flugbetrieb am Vorabend eingestellt hatte. Vor den Filialen der Reisebüros bildeten sich Schlangen. "Wir haben von nichts gewusst", sagte ein wütender Familienvater, der mit seiner Frau und Tochter in der Nacht aus Polen angereist war, der dpa.

"Ich bin fassungslos", sagte eine weitere Kundin in Berlin, der gerade am Schalter mitgeteilt wurde, dass sie erst am nächsten Tag würde fliegen können. "Ich rief gestern noch am Flughafen an", sagte sie. "Da sagte man mir noch, alles läuft planmäßig."

Pauschalreisenden war laut deutschen Medien von ihren Reisebüros geraten worden, trotz Insolvenz zum Flughafen zu fahren, um Entschädigungsansprüche geltend zu machen. "Sie haben mir gesagt, wir sollen trotzdem zum Flughafen kommen", sagte der Kunde Wolfgang Sonne aus Rathenow, der mit seiner Frau ebenfalls in Tegel wartete. "Ich habe keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht."

Chaos auch an deutschen Flughäfen

Am Flughafen in Stuttgart warteten die Kunden Donnerstagfrüh vergeblich auf zwei Verbindungen nach Wien sowie Marsa Alam in Ägypten. In Wien waren 15 Passagiere heute Früh für diesen (gestrichenen) Flug angereist, die offenbar nicht so gut informiert waren wie die Mehrzahl der Reisenden, die schon daheimgeblieben waren. Außerdem wurde auch die vorgesehene Landung eines Fliegers aus Marsa Alam abgesagt. Durchschnittlich 20 Flüge der insolventen Air-Berlin-Tochter gingen pro Woche über Stuttgart. Am Flughafen Hamburg fielen ebenfalls zwei Flüge aus. Die Abflüge nach Fuerteventura und Mallorca waren den Angaben des Flughafens zufolge für den Vor- sowie den Nachmittag vorgesehen. (APA, 14.12.2017)