Manuel Miklis (vordere Reihe, Zweiter v. l.) und seine 501st Legion Austrian Garrison sammeln bei ihren Auftritten Geld für karitative Zwecke, etwa für das St.-Anna-Kinderspital.

Foto: Eric Kruegl, Martin Dörsch

Ein Stormtrooper-Kostüm anzufertigen dauert Wochen und kostet rund 2000 Euro.

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In detailgetreuen Kostümen verkörpern Anführer Miklis und seine Verbündeten ihre Leidenschaft.

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Die Kostüme müssen den strengen Richtlinien des Dachverbandes entsprechen.

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Wer sich in derartiger Aufmachung in die Öffentlichkeit wagt, gilt schnell als Nerd.

Foto: Eric Kruegl, Martin Dörsch

Wien – In seinem bürgerlichen Leben in Salzburg kennt man Manuel Miklis als Industriekaufmann, der im Vertrieb tätig ist. Doch eigentlich führt der 45-Jährige beinahe ein Doppelleben. Außerhalb der Bürozeiten ist er Commanding Officer der 501st Legion Austrian Garrison, dem österreichischen Ableger der weltweit größten "Star Wars"-Fanvereinigung 501st Legion Vader's Fist.

Wenn Miklis in der Einser-Panier unterwegs ist, stellt er einen Snowtrooper aus "Episode V: Das Imperium schlägt zurück" dar. In detailgetreuen Kostümen verkörpern Anführer Miklis und seine Verbündeten ihre Leidenschaft. Und genauso sind sie dieses Wochenende in den österreichischen Kinos anzutreffen – als Stormtrooper, Darth Vader und Co. Denn diese Woche hatte das lange Warten für "Star Wars"- Fans ein Ende. "Episode VIII: Die letzten Jedi" läuft auf den heimischen Leinwänden.

Aufwändiges Hobby

Wenige wissen, mit welchem Aufwand dieses Hobby verbunden ist. "Die Anfertigung eines richtigen Kostüms kann mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen. Die Kosten bewegen sich zwischen 500 und 4000 Euro. Klarerweise hängt der finanzielle Aufwand aber vom jeweiligen Charakter ab. Bei einem klassischen Stormtrooper muss man mit rund 2000 Euro rechnen", erklärt Miklis.

Auch er hat wochenlang an dem Kostüm gearbeitet. Jemand, der "Star Wars"-Fan ist, "seit er lesen kann", nimmt diese Mühen jedoch gern in Kauf. Zum Glück der Träger steht die Dauer des An- und Ausziehens der Kostüme in keiner Relation zur Anfertigung. Miklis braucht 15 Minuten, um die Welten zu wechseln. Selbst bei seinem Kollegen Darth Maul, in der profanen, realen Welt Umberto Berger, dauert es inklusive Schminken nur 30 Minuten.

Engagement

11.000 Mitglieder aus mehr als 40 Ländern hat die Fancommunity weltweit. Die heimische Fraktion steht aktuell bei 67. Pro Land gibt es nur eine offizielle Abordnung des Clubs. Miklis' Position als Commanding Officer ist mit jener eines Vereinsobmanns zu vergleichen.

Er agiert als Schnittstelle zur Legionsleitung in den USA, stimmt sich mit dem Dachverband über anstehende Anliegen ab. Darüber hinaus handhabt er die Organisation und Koordination der Auftritte. "Pro Tag investiere ich mindestens eine Stunde für die Legion", sagt der Freizeit-Snowtrooper.

Die 501st Legion kann für diverse Promotion-Aktionen von Disney-Lizenznehmern, für Events in Freizeitparks, Hochzeiten, Conventions und ähnliche Veranstaltungen engagiert werden.

Bad Guys Doing Good

Bei diesen Auftritten geht es allerdings nicht nur um den Spaß an der Freude, sondern im Vordergrund steht ein karitativer Zweck. Ganz recht, die eigentlich dem Imperium unterstellte Legion sammelt beispielsweise für das St.-Anna-Kinderspital – frei nach dem Motto "Bad Guys Doing Good".

Drei Bedingungen gibt es, um Mitglied bei der 501st Legion zu werden. Die Kostüme, die es übrigens nicht fertig zu kaufen gibt, müssen den strengen Richtlinien des Dachverbandes entsprechen. Potenzielle Mitglieder müssen volljährig sein und mindestens ein Event pro Jahr besuchen.

Kontakt zu Schauspielern

Wie selbstverständlich erzählt Miklis, dass er regelmäßig Kontakt zu Schauspielern der Filmreihe hat: "Mit Anthony Daniels (C-3PO) tausche ich mich immer wieder auf Facebook aus. Temuera Morrison (Jango Fett) und Kelly Marie Tran (Rose Tico) kenne ich ebenfalls persönlich. Das sind alles sehr nette Leute." Für "Episode I" (1999) und "Episode III" (2005) flog er in die USA, da es damals noch längere Verzögerungen gab, bis die Filme in Europa gezeigt wurden.

Die Nähe zu Vader's Fist kann insolchen Fällen wortwörtlich einige Türen öffnen. Es brauchte nicht mehr als eine formlose Anfrage, und er bekam eine exklusive Führung durch das Headquarter von Lucasfilm, der von George Lucas gegründeten Produktionsfirma der ersten sechs Episoden.

Ambitionierte Bewerbung

Über einen anderen Weg versuchte der österreichische Schauspieler Jürgen Heigl im "Star Wars"-Universum anzudocken. Für "Episode VII" gab es ein internationales Schauspielercasting. Deshalb stellte er aus seiner ganzen Theater-, Film- und Fernseherfahrung eine ambitionierte Bewerbung zusammen. "Reelle Chancen habe ich mir nie ausgerechnet, als Österreicher, der keinen Kontakt zum US-Business hat, eine Rolle zu bekommen", sagt Heigl. So war es dann auch. Doch hätte er es sich selbst nie verziehen, es nicht probiert zu haben.

Jürgen Heigl und seinem jüngeren Bruder Oliver ist die Leidenschaft anzusehen, wenn sie über "Star Wars" sprechen. Ihre Augen funkeln wie die von Kindern vor dem Christbaum. "Als wir "Episode IV" das erste Mal gesehen haben, wurde uns ein Tor in eine neue Welt eröffnet. Mit Spritzpistolen im Freibad oder auf dem Fahrrad im Hof, wir haben fortan nur noch "Star Wars" gespielt", erzählt der Physiotherapeut Oliver Heigl. "Höre ich nur die ersten Töne der Melodie, Gänsehaut am ganzen Körper ist jedes Mal die Reaktion."

Star Wars hat das Leben von Oliver (li.) und Jürgen (re.) Heigl stark geprägt.
Foto: Robert Newald

Welche Brisanz das Thema für die beiden hat, zeigt sich noch in einer weiteren Form. Über die Charaktere wird diskutiert, als wären sie reale Gestalten. Was zur Folge hat, dass minimale Auffassungsunterschiede über etwaige Handlungen hochemotionale Diskussionen mit sich bringen.

Liebe zur Geschichte

Obwohl sich die beiden zu der passiveren Seite der Fancommunity zählen, eint sie eines mit einem "die-hard fan" wie Manuel Miklis: die Liebe zur Geschichte. "'Star Wars' verkörpert die klassische Heldengeschichte, den immerwährenden Kampf Gut gegen Böse. Das war auch 1977 nichts Neues, doch George Lucas differenzierte die Storyline über die tiefgehenden Charaktere und eine Geschichte, die mit dem Fortlauf immer besser wird", analysiert Schauspieler Jürgen Heigl.

Selbst die philosophische Komponente kommt nicht zu kurz. Die Welt sei nicht schwarz oder weiß, sondern grau, erklärt Heigl. Auch "Star Wars" werde immer grauer. Im Mittelpunkt stünden dennoch immer die menschlichen Entscheidungen. Heigl: "Im wahren Leben geht es ebenfalls darum, für sich die richtige Graustufe zu finden. Also herauszufiltern, welche Entscheidungen vertretbar sind."

Miklis und seine Legion blicken dem Film teils vorfreudig, teils angespannt entgegen. Und selbst wenn die "letzten Jedi" die Erwartungen enttäuschen, bleibt die Hoffnung auf den dritten Teil. Eine neue Hoffnung, sozusagen. (Andreas Danzer, 16.12.2017)