Roboter "Sepp", der etwas andere Hotel-Concierge, beantwortet Fragen nach dem Frühstückraum und weiß auch, wo die bar ist. Er antwortet auf deutsch, wenn man ihm die eine Hand drückt und auf englisch, wenn man ihm die andere Hand reicht.

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Wien/München – Es ist ein Concierge der etwas anderen Art, der im neuesten Haus der Motel-One-Gruppe in München seit Sommer für Aufsehen sorgt. Er trägt Lederhose, verfügt über künstliche Intelligenz und hat eine Haut aus Kunststoff. Der Roboter "Sepp" gibt Antwort auf Fragen wie "Wo ist die Bar?" oder "Wann gibt es Frühstück?" – wahlweise auch auf Englisch, freundlich allemal.

"Sehr intelligent ist er ja nicht, der 'Sepp', noch nicht," sagt Dieter Müller, Gründer und Haupteigentümer von Motel One, dem STANDARD. Er lernt aber dazu."

Pilotprojekt mit IBM

Das achte Hotel der Budget-Design-Kette in München, wo auch der Unternehmenssitz ist, steht im Stadtteil Schwabing in unmittelbarer Nachbarschaft zu IT-Giganten wie Amazon, Microsoft und IBM. Mit Letzterem hat Müller eine Kooperation geschlossen. Das Ergebnis ist "Sepp". In einem Pilotprojekt wird ausgelotet, wie selbstlernende Roboter im Hotelbetrieb eingesetzt werden können. Es ist die von IBM entwickelte kognitive Technologie "Watson", die die Dialogfähigkeit von "Sepp" ermöglicht.

"Reicht man ihm die eine Hand, spricht er Deutsch, drückt man ihm die andere, spricht er Englisch." Die Gäste hätten einen Riesenspaß, sagt Müller. Es sei vorstellbar, dass Roboter künftig auch den Zimmerservice übernehmen, Aufzug fahren, Drinks und Essen auf die Zimmer bringen und bei Bedarf auch ein Ladekabel.

Hotelprofi durch und durch

Müller (63) ist ein Hotelprofi durch und durch. Zwölf Jahre arbeitete er für den französischen Accor-Konzern (Etap, Ibis, Novotel). Dann baute er in Deutschland die Astron-Kette auf, die er für geschätzt 95 Millionen Euro an die spanische Gruppe NH Hoteles verkaufte. Da er die Schwächen der herkömmlichen Hotellerie nur zu gut kannte, wusste er, wo ansetzen, als er im Jahr 2000 das erste Motel One in Offenbach aufsperrte.

"Das eigentliche Erfolgsgeheimnis von Motel One ist die Flächenoptimierung. Mit mehr Zimmern als herkömmliche Hotels auf gleicher Fläche lassen sich mehr Einnahmen generieren," sagt Müller.

Kein Telefon, keine Minibar

Kein Telefon, keine Minibar, dafür komfortable Betten, Fernseher von Loewe, Lampen von Artemide und 600 Gramm schwere Handtücher, die es sonst nur in hochpreisigen Hotels gibt. Und eine Open Lounge, die Frühstücks- und Empfangsraum, verlängertes Wohnzimmer und bei Bedarf auch Arbeitsplatz sein kann – superschnelles WLAN inklusive.

Inzwischen sind mehr als 60 weitere Motel Ones in Deutschland, Österreich und der Schweiz dazugekommen, die Zahl der Zimmer hat sich auf 17.700 erhöht. Allein heuer wurden acht Häuser mit zusätzlich 3100 Zimmern neu eröffnet.

In Österreich ist der Pionier auf dem Gebiet des Designer-Low-Budget an sechs Standorten vertreten – viermal in Wien, zweimal in Salzburg. Linz, Graz und Innsbruck sollen folgen. Partner von Motel One in Österreich ist das Verkehrsbüro.

Graz vor Innsbruck

"In Linz sind wir am weitesten, dort wird gerade das alte Oberbank-Gebäude am Hauptplatz / Ecke Hofgasse umgebaut," sagt Müller. Das Haus wird 111 Zimmer haben, mit Safe im Zimmer und Schminkspiegel im Bad, wie das auf Kundenwunsch nun sämtliche Motel-One-Häuser bekommen. Die Eröffnung ist für 2019 geplant.

In Innsbruck wird Motel One im geplanten P3-Turm der Pema-Gruppe nahe dem Hauptbahnhof einziehen – der Vertrag ist bereits unterzeichnet. Müller geht von 200 bis 220 Zimmern und einer Eröffnung spätestens 2021 aus.

Etwas früher schon könnte Graz spruchreif werden, wo Müller 170 Zimmer anpeilt. Motel One wird am zentralen Jakominiplatz aufsperren.

Das Gebäude, in dem jetzt das Dorotheum untergebracht ist, wird abgerissen, neu errichtet und von Motel One und dem Dorotheum künftig gemeinsam genutzt.