Dieses Selbstporträt von Rembrandt mit federgeschmücktem Samtbarett stammt ursprünglich von 1638 und ist in vier Druckzuständen dokumentiert. Bei der Radierung aus dem Bestand des Künstlerhauses handelt es sich um den dritten "Zustand" aus dem 18. Jahrhundert. Sie erzielte umgerechnet 11.400 Euro (inklusive Aufgeld). In der gleichen Auktion wurde eine Fassung des zweiten "Zustands" aus dem 17. Jahrhundert um 41.200 Euro versteigert.

Christie's

Für "Die Heimkehr des verlorenen Sohnes" (1636) verzeichnete man den höchsten Zuschlag der Rembrandt-Radierungen aus dem Bestand des Künstlerhauses: Um 15.600 Euro fand sie in einer britischen Privatsammlung eine neue Heimat.

Christie's

Wien/London – Das Künstlerhaus wird sich von den Restbeständen seiner seit der Gründung über Legate, Schenkungen und Ankäufe angesammelten Kunstwerke trennen. In einem ersten Schritt gelangten vergangenen Donnerstag bei Christie's in London rund 70 Radierungen von Rembrandt van Rijn zur Versteigerung, die aus dem Nachlass des Biedermeierkünstlers Johann Matthias Ranftl stammten.

Den höchsten Zuschlag erteilte man für "Die Heimkehr des verlorenen Sohnes": Umgerechnet rund 15.600 Euro (brutto inklusive Aufgeld) war einem britischen Privatsammler das biblische Gleichnis wert. Ein Selbstporträt des Künstlers mit federgeschmücktem Samtbarett erzielte knapp 11.400 Euro. Ein Betrag, der belegt, dass es relevant ist, ob Radierungen noch zu Lebzeiten des Künstlers entstanden sind und in welcher Druckphase. Eine frühe Version aus dem 17. Jahrhundert stieg in der gleichen Sitzung auf knapp 41.200 Euro.

Revidierte Erwartungen

Das Blatt aus dem Künstlerhaus datierte jedoch aus dem 18. Jahrhundert und war nicht gut erhalten. Das Gutachten eines Vereinsmitglieds aus den 1980er-Jahren hatte – auch in puncto Wert – für die Rembrandt-Radierungen Erwartungen geschürt, die das Auktionshaus jüngst revidieren musste.

Einige wenige Blätter blieben unverkauft. Insgesamt zeigte sich das Auktionshaus mit der Bilanz der Wiener Tranche durchaus zufrieden. Die Besitzerwechsel summierten sich auf netto 151.000 Euro (exklusive Aufgeld), wovon noch Verkäufergebühren abgezogen werden.

Spätestens Mitte 2018 sollen laut Geschäftsführer Peter Zawrel weitere Verkäufe erfolgen. Darunter befinden sich auch Kunstwerke, die noch in Bundesdienststellen und anderen Institutionen als Leihgaben gastieren. Mit der zugehörigen Aufarbeitung sei man derzeit beschäftigt. Die Anfragen seitens des Kunsthandels würden sich schon häufen.

Subventionen wurden kräftig gekürzt

Von der aktuellen Versteigerung hatte sich Zawrel, wie er eingesteht, tatsächlich mehr erwartet. Denn für die Fortführung seines Programms benötigt der Verein dringend Geld, zumal die Subventionen von 2016 auf 2017 kräftig gekürzt worden seien: vom Bund auf 100.000 (zuvor 190.000) und von der Stadt Wien auf 240.000 (zuvor 380.000) Euro.

Vor diesem Hintergrund hat man jüngst beim Finanzamt einen Antrag eingebracht, damit Spenden an die gemeinnützige Künstlervereinigung künftig steuerlich absetzbar sind, wie Zawrel auf STANDARD-Anfrage bestätigt.

Indes kommt es bei der Generalsanierung des Künstlerhauses zu Verzögerungen. Nicht nur aufgrund zäher Verhandlungen mit dem Bundesdenkmalamt, sondern auch wegen der mit der EU-Ratspräsidentschaft verknüpften Auflagen: eine etwa für die Wiener Innenstadt verordnete Aufgrabungssperre, die zu einem Baustopp führt. Die Wiedereröffnung verschiebt sich damit voraussichtlich auf Juni 2019. (Olga Kronsteiner, 18.12.2017)