Istanbul – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan geht gegenüber den USA und Israel weiter auf Konfrontationskurs und will eine Botschaft seines Landes in Ostjerusalem einrichten. "Mit Gottes Willen und Gottes Erlaubnis ist der Tag nah, an dem wir dort unsere Botschaft eröffnen", sagte Erdogan am Sonntag in der türkischen Provinz Karaman vor Mitgliedern seiner AKP.

Das türkische Generalkonsulat in Jerusalem werde bereits von einem Botschafter geleitet. Bisher befindet sich die türkische Botschaft in Israel wie jene anderer Länder in Tel Aviv. Zunächst blieb unklar, ob Erdogan die Botschaft verlegen oder eine zweite Vertretung für die Palästinensergebiete einrichten will. Die Israelis haben Ostjerusalem 1967 erobert und ganz Jerusalem zu ihrer ewigen und unteilbaren Hauptstadt erklärt. International ist der Status umstritten.

Keine Treffen mit US-Vermittler

US-Präsident Donald Trump sorgte in vielen Ländern für Proteste, als er Anfang des Monats Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannte und die Verlegung der amerikanischen Botschaft dorthin ankündigte. Die internationale Gemeinschaft verlangt, den Status Jerusalems in einem Friedensvertrag mit den Palästinensern auszuhandeln, die den Ostteil als Hauptstadt eines eigenen Staates beanspruchen. Am Mittwoch erklärte die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) Ostjerusalem zur Hauptstadt eines Palästinenserstaats. An dem von Erdogan einberufenen Dringlichkeitstreffen nahmen Staats- und Regierungschefs und Minister aus mehr als 50 muslimischen Staaten teil.

Die Palästinenser sind nach der US-Anerkennung Jerusalems als israelischer Hauptstadt nicht mehr zu Treffen mit US-Vermittlern bereit. Ein Berater des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas sagte der "Times of Israel" am Sonntag, der zeitlich unbegrenzte Boykott betreffe auch den US-Gesandten Jason Greenblatt und den Schwiegersohn des US-Präsidenten Donald Trump, Jared Kushner.

Neue US-Äußerungen zum Status von Jerusalem hatten zuvor den Zorn der Palästinenser verstärkt. Ein Sprecher von Abbas wies am Samstag die US-Einschätzung zurück, die Klagemauer in Jerusalems Altstadt werde im Rahmen einer künftigen Friedensregelung Teil Israels bleiben. Auch der Tod eines behinderten palästinensischen Aktivisten bei gewaltsamen Protesten an der Gaza-Grenze sorgte am Wochenende für Zorn. (APA, Reuters, 17.12.2017)