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Auf Konfrontationskurs: 21 Flieger waren für Niki im Einsatz, zumindest neun davon besaß die Lufthansa schon im Vorfeld der Übernahme. Niki bleiben am Ende nur zwei bis drei.

Foto: dpa / Marcel Kusch

Wien – Nach der Pleite der Fluglinie Niki und der gescheiterten Übernahme durch die Lufthansa gehen zwischen den Parteien die Wogen hoch. Der Firmengründer Niki Lauda hat bereits zum Angriff gegen die AUA-Mutter angesetzt und bezeichnet deren Vorgehen im Kurier als "ganz brutalen Plan". Die Lufthansa habe vor, Niki zu zerschlagen, sollte die EU-Wettbewerbskommission die Übernahme verbieten. Dass dies geschieht, sei wegen der hohen Marktanteile zu erwarten gewesen. Konkret entbrennt der Streit um die 21 Flieger, die für Niki im Einsatz waren: Die habe sich die Lufthansa fast alle "heimlich geholt", wirft Lauda dem Konzern vor.

Lauda habe am Freitagabend mit dem Insolvenzverwalter von Air Berlin telefoniert. "Wir wollten wissen, wie viele Flugzeuge Niki genau hat. Da erklärte uns der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus, dass beinahe alle Flugzeuge bei der Lufthansa gelandet sind", sagte Lauda. Niki habe nurmehr zwei bis drei Flugzeuge.

Start- und Landerechte könnten verfallen

Damit sei das wirklich Kostbare an Niki gefährdet: die Start- und Landerechte auf den Flughäfen. Diese verfallen, wenn es keine Flugzeuge und keinen Flugbetrieb mehr gibt. Ersatzmaschinen seien in kurzer Zeit am Markt nicht zu erhalten. Die Fluglinie würde die Rechte verlieren und praktisch wertlos werden, fürchtet Lauda. Der 68-Jährige sieht für sich indes keine realistische Chance, die von ihm gegründete Fluglinie zu übernehmen, die laut ihm praktisch keine eigenen Flieger mehr hat.

Vonseiten der Lufthansa heißt es, dass sie neun Flugzeuge von Niki besitzt. Dieser Besitz geht auf die Pleite der Mutterfirma von Niki, Air Berlin, zurück. Einen Großteil der Maschinen bei Air Berlin und Niki habe man von Leasingfirmen gemietet. Diese hätten damit gedroht, ihre Maschinen einzuziehen, um nicht auf ihrem Geld sitzenzubleiben. Das hätte Niki den weiteren Flugbetrieb unmöglich gemacht, wie es von der Lufthansa heißt. Die Lufthansa stellte daraufhin eine Anfrage an die Europäische Kommission, schon vor der geplanten (und nunmehr gescheiterten) Übernahme von Air Berlin in die Leasingverträge einzutreten und einige der Flugzeuge zu kaufen.

Die Kommission stimmte dem zu, allerdings müsse die Lufthansa dafür sorgen, dass sich die Maßnahmen nicht negativ auf Niki auswirken oder einen Verkauf der Airline erschweren, wie es in dem Beschluss von Oktober heißt. Leasingverträge müssen leicht an Niki oder einen künftigen Käufer überschrieben werden können, die gekauften oder geleasten Flugzeuge zu Marktkonditionen zur Verfügung gestellt werden. Lufthansa dürfe daraus keine finanziellen Vorteile ziehen oder zusätzliche Kosten verrechnen.

Noch kein Käufer festgelegt

Lauda glaubt, dass sich die Lufthansa nicht an die Auflage halten wird. Diese berufe sich auf ein Gutachten, das eine rechtliche Grauzone aufdeckt, um die Maschinen nicht rückstellen zu müssen. Denn die Slots und Flugzeuge seien für die Lufthansa wichtig, um die Billig-Tochter Eurowings wachsen zu lassen. Lauda kündigte an, dass der Masseverwalter Frank Kebekus bis Montag sagen müsse, "ob er die Flugzeuge zurückgeholt hat".

Bei der Lufthansa zeigt man sich gegenüber den Vorwürfen von Lauda verständnislos. Man habe sowohl Air Berlin als auch Niki über die Verträge informiert. Man werde sich an die Vorgaben der Kommission halten und die Flieger zurückgeben. Von besonderen Gutachten wisse man nichts.

Bevor die Leasingverträge übergeben werden können, geht es aber zuerst einmal darum, einen verbindlichen Käufer festzulegen. Derzeit sind neben Niki Lauda auch die Thomas-Cook-Fluglinie Condor, Ryanair, ein Bieterkonsortium um den Berliner Logistiker Zeitfracht sowie die Wartungsfirma Nayak zumindest an Teilen des Unternehmens interessiert. Für sie ist Niki in mancher Hinsicht nach der Pleite sogar attraktiver geworden: Der finanziell nicht lukrative Mietvertrag für sieben Tuifly-Maschinen ist schon früher als geplant aufgelöst, außerdem muss ein Käufer nicht den defizitären Flugbetrieb zwischenfinanzieren. Das hatte die Lufthansa bis zur Absage zehn Millionen Euro pro Woche gekostet. (Jakob Pallinger, 18.12.2017)