Sebastián Piñera mit seiner Frau Cecilia Morel, mit der er seit 1973 verheiratet ist.

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Sebastián Piñera (68) ist am Ziel. Seit er 2014 sein Amt an seine sozialistische Vorgängerin Michelle Bachelet abgeben musste, arbeitete er daran, sich die Position ein weiteres Mal zu sichern. Nun ist der neuerliche Abtausch – 2010 löste er wiederum Bachelet nach ihrer ersten Amtszeit ab – gelungen: Piñera konnte in der Stichwahl um das chilenische Präsidentenamt den Mitte-links-Kandidaten Alejandro Guillier besiegen.

Der Milliardär setzte in seiner ersten Wortmeldung nach dem Sieg auf Versöhnung, Guillier forderte er zur Zusammenarbeit auf. Dessen Programm enthalte viele gute Vorschläge. Schon im Wahlkampf hatte sich der Unternehmer als "Kandidat der Einheit und der Mittelklasse" präsentiert.

Als kooperativer Typ galt Piñera bisher allerdings nicht. Vielmehr wird ihm nachgesagt, einer zu sein, der seine Ziele ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt. Geschäftspartner beschreiben ihn als berechnend, Untergebene fürchten ihn. Piñeras Fluglinie LAN nimmt es mit den Arbeitnehmerrechten nicht so genau, Proteste von Schülern und Studenten während seiner ersten Präsidentschaft wurden rigide niedergeschlagen. Die Börsenaufsicht interessierte sich schon etliche Male für den Unternehmer, wegen Insidertradings wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Zeitung "Forbes" zufolge verfügt er über ein Vermögen von 2,4 Milliarden Dollar und gehört damit zu den reichsten aktiven Politikern der Welt.

Grundstein für Vermögen unter Pinochet gelegt

Das aktuelle Wahlprogramm baute folgerichtig vor allem auf Piñeras Ruf als erfolgreicher Unternehmer auf. Bereits in seiner ersten Amtszeit konnte der verheiratete Vater von vier Kindern auf eine dynamischen Wirtschaftsentwicklung verweisen, die damals allerdings vor allem durch den gestiegenen Kupferpreis angetrieben wurde.

Diesmal verspricht der Verfechter eines neoliberalen Wirtschaftskurses, der den Grundstein für sein Vermögen als Bankier und Immobilienspekulant unter Diktator Augusto Pinochet legte, eine wirtschaftliche Neuausrichtung Chiles. Der Wirtschaftsmotor könne nur mit ihm wieder zu brummen beginnen. Piñera war deswegen auch der haushohe Favorit der Finanzwelt.

Den Vorwurf der Nähe zur Militärdiktatur Pinochets wies er im Wahlkampf immer entschieden zurück. Er sei schließlich einer der wenigen rechten Politiker gewesen, die bei der Volksabstimmung 1988 zugaben, für das Ende der Diktatur stimmen zu wollen.

Konservative Familie

Piñera lernte schon früh, politisch zu denken und zu handeln. Bereits sein Vater war in Chile als rechtskonservativer Politiker aktiv. In den 60er-Jahren wirkte er als Botschafter erst in Belgien und dann bei der Uno in New York.

Piñera selbst studierte in den USA an der Harvard University und machte dort seinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften. Noch während der Pinochet-Diktatur startete er seine eigene politische Karriere als Wahlkampfmanager von Pinochets Präsidentschaftskandidat Hernán Büchi. In den 90er-Jahren saß er für die Partei Renovación Nacional im Senat, bevor er Anteile an der Fluglinie LAN Chile und den Fernsehkanal Chilevisión kaufte. Schon in den 80ern hatte mit der Einführung des Kreditkartengeschäfts in Chile ein Vermögen erwirtschaftet.

Eine Präsidentschaftskandidatur 2005 war nicht von Erfolg gekrönt, erst 2010 zog Piñera in den La-Mondena-Palast in Santiago de Chile ein. Nun, acht Jahre später, steht der alte Hausherr wieder vor der Tür. Allerdings wird das Regieren diesmal ein wohl schwieriger als noch in der ersten Amtszeit: Sein Mitte-rechts-Bündnis "Chile Vamos" hat im Kongress keine Mehrheit. (Manuela Honsig-Erlenburg, 18.12.2017)