Wissenschafter haben in der Mekongregion im vergangenen Jahr 115 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Stellvertretend für die 88 Pflanzen, elf Amphibien, elf Reptilien, zwei Fische und drei Säugetiere hat die Umweltorganisation WWF sechs Spezies herausgegriffen und kürzlich präsentiert.

Im Bild: Die Schmerlen-Art Schistura kampucheensis entdeckten die Forscher im Bokor National Park in Kambodscha.

Foto: Miloslav Petrty

"Im Schnitt wurden am Mekong im letzten Jahr jede Woche zwei neue Arten entdeckt und rund 2.500 in den letzten 20 Jahren", sagte Arnulf Köhncke, Artenschutzexperte beim WWF Deutschland. "Das lässt erahnen, mit was für einem unglaublichen Artenreichtum wir es in der Region zu tun haben."

Im Bild: Der Frosch Odorrana mutschmanni lebt in einer Bergregion im Ha Lang Distrikt in Nordvietnam.

Foto: APA/AFP/WWF/TRUONG NGUYEN

Im präsentierten Bericht "Stranger Species" (etwa: kuriose Arten) sind die Entdeckungen von hunderten Wissenschaftern aus aller Welt versammelt. Zu den spektakulärsten Funden des Jahres 2016 gehören eine Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilus vietnamensis), eine Hufeisennasen-Fledermaus (Rhinolophus monticolus), eine Süßwasserschildkröte (Malayemys isan) und zwei Maulwürfe (Euroscaptor orlovi und E. kuznetsovi).

Im Bild: Der Maulwurf Euroscaptor orlovi aus Vietnam ist im Unterschied zu den meisten anderen neu entdeckten Arten nicht in seinem Bestand bedroht.

Foto: APA/AFP/WWF/ALEXEI ABRAMOV

Die Schildkröte Malayemys isan (im Bild) entdeckte der Zoologe Montri Sumontha nicht in der Natur, sondern auf einem Markt in Udon Thani im Norden von Thailand. Das Tier stammte aus einem benachbarten Kanal. "Ich verglich die Schildkröte mit einer eng verwandten Art, und viele Teile beider Schildkröten unterschieden sich, etwa Muster, Farbe und Form von Panzer, Kopf und Schuppen", erzählt Sumontha.

Foto: APA/AFP/WWF/MONTRI SUMONTHA

Viele der neuen Spezies seien schon bedroht, weitere Arten könnten noch vor ihrer Entdeckung aussterben, heißt es in dem Bericht. So lebt etwa die Fledermaus Rhinolophus monticolus (im Bild) nur an wenigen Orten in Thailand und Laos. Vor allem die Abholzung der Wälder, der Bau von Straßen und Wasserkraftwerken sowie Wilderei zerstörten die Natur in Vietnam, Thailand, Kambodscha, Laos und Myanmar.

Foto: Pipat Soisook

"Leider haben wir es am Mekong mit einem fürchterlichen Raubbau an der Natur zu tun", beklagt Köhncke. "Seit den 70er-Jahren werden hier jährlich etwa 1,3 Millionen Hektar Wald durch illegalen Holzeinschlag zerstört. Gleichzeitig sind aktuell rund 150 Wasserkraftwerke geplant, die den Lebensraum zahlloser Wasserlebewesen zu zerstören oder zerschneiden drohen."

Im Bild: Auch die Krokodilschwanzechse Shinisaurus crocodilus vietnamensis in Vietnam ist vom Aussterben bedroht. Ihr Bestand wird auf nur mehr rund 200 Exemplare geschätzt.

(APA, red, 24.12.2017)

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