Sieht zum Quietschen aus, ist aber bald zu Dutzenden im Haus, wenn sie nicht rasch vertrieben wird.

Foto: http://www.istockphoto.com/portfolio/Pakhnyushchyy

Dieses Video zeigt, wie Ratten womöglich durch die Kanalisation in Wohnräume kommen können.

National Geographic

Mus musculus ist der klingende Name für das Problem, das sich besonders im Herbst und Winter gerne in menschlichen Behausungen einnistet und so wendig ist, dass es sich schon einmal unter Türen durchdrücken kann. Die Rede ist von der Hausmaus, die sich gerne an Vorräten bedient und bei der Invasion von Wohnungen und Häusern recht einfallsreich ist.

"Die kleinen Mäuse sind sehr geschickt und können durch oder neben Leitungen, Schächten oder Öffnungen ins Innere kommen, oder einfach als blinde Passagiere im Brennholz", weiß der Wiener Schädlingsbekämpfer Adam Schmidt. Im Unterschied zu Ratten, die er eher im Kellerbereich von Mehrfamilien- und Zinshäusern antrifft, kommen Anrufe wegen Mäusen öfter von Privatpersonen in Wohnungen und Einfamilienhäusern.

Schmidt und sein Team reisen dann mit einem neutralen Pkw an, damit die Nachbarn nichts mitbekommen. Der Schädlingsbekämpfer hat bei seinen Einsätzen schon Kurioses erlebt: "Als wir eines Nachts zu einer Mausbekämpfung bei einer Familie gerufen wurden, stand die Mutter panisch auf einem Sessel, der Vater hatte sich am Klo eingesperrt."

Skurille Geschichten

Immer wieder gibt es auch Erzählungen davon, dass jemand auf dem WC sitzend von einer Ratte angestupst worden sei. Dazu gibt es auch ein populäres Video von "National Geographic" auf Youtube. Mäuseexperte Dustin J. Penn vom Konrad-Lorenz-Institut für Verhaltensforschung an der Vet-Med in Wien ist dennoch skeptisch, ob Nager tatsächlich die Kanalisation hinaufschwimmen können: "Ich verstehe schon, dass das als möglich erscheint, aber es gibt auf der anderen Seite Hinweise, dass das nicht stimmt." Er bezeichnet Mäuse und Ratten als "Tischgenossen" des Menschen, weil sie überwiegend in dessen Nähe leben, besonders wenn es draußen kalt ist. "Sie fühlen sich dort wohl und haben anscheinend auch weniger Angst vor ihren Gastgebern als andere Nager."

Ob Mäuse in der Wohnung sind, lässt sich meist recht schnell feststellen, denn so mucksmäuschenstill sind die Nager gar nicht: Kratzen, Trippeln oder Nagegeräusche sind mitunter deutlich zu hören. Andere Indizien sind Kotspuren, Uringeruch oder angenagte Lebensmittel. "Im schlimmsten Fall sind auch Kabelschäden möglich", so Schmidt. Er bekämpft die ungebetenen Gäste mit professionellen Ködern, etwa in kinder- und haustiersicheren Boxen.

"Nicht zu lange zögern"

Einen wichtigen Tipp hat der Schädlingsbekämpfer aus Erfahrung parat: Betroffene sollten nicht zu lange zögern, um Hilfe zu holen, denn eine große Population sei erheblich schwieriger zu bekämpfen, und nicht jede Katze fange gerne Mäuse. Immerhin sind die Tierchen je nach Wohlfühlstatus sehr fortpflanzungsfreudig: "Sie bringen vier bis acht Junge pro Wurf zur Welt", so Penn – und das bis zu achtmal jährlich.

"Treten Mäuse nur in der eigenen Wohnung auf, hat der Mieter dafür zu sorgen, dass etwas dagegen unternommen wird", weiß Christian Boschek, Wohnrechtsexperte der Arbeiterkammer. Melden müsse er das dem Vermieter nicht. Anders bei einer Mäuseplage, die das gesamte Haus betrifft: Hier muss nämlich der Vermieter tätig werden, abgerechnet wird dies über die Betriebskosten. Eine etwaige Mietzinsminderung kommt laut Boschek nur dann in Betracht, wenn der Mietgegenstand nicht vertragsgemäß nutzbar ist und der Mieter das Problem nicht selbst verursacht hat.

Krankheitsüberträger

Loswerden sollte man die kleinen Nahrungsdiebe auf alle Fälle, denn Penn kennt insgesamt zwölf Krankheiten und Erreger, die die Säuger auch in Österreich übertragen – etwa Salmonellen, Toxoplasmose oder das Lymphozytäre-Choriomeningitis-Virus. Schwangeren rät er deshalb explizit, sich von den Tieren fernzuhalten.

Übrigens: Mäuse fängt man nicht unbedingt mit Käse. Mäuseexperte Penn kennt keine wissenschaftlich relevanten diesbezüglichen Studien, auch wenn schon viel darüber debattiert wurde. (Marietta Adenberger, 21.01.2018)