Wien – Wenn eine Fortsetzung im Kino mehrere Jahre auf sich warten lässt, kann das durchaus auch gute Gründe haben. So könnte die Verspätung etwa dem Umstand geschuldet sein, dass man nicht wie Star Wars hunderte Millionen Fans nach dem Kalender zufriedenstellen muss, obwohl man eigentlich nichts zu erzählen hat. Oder dass man nicht unbedingt im Monatstakt ein ganzes Universum an Superhelden ausbuchstabieren muss. Genauso wenig wie man sogenannte Erfolgskomödien nicht bis zum totalen Hangover in die Serienproduktion zu überführen braucht.

Kevin Hart, Karen Gillian, Jack Black und Dwayne Johnson (von links) müssen sich in "Jumanji: Willkommen im Dschungel" durchs Comedydickicht schlagen. Als Videospielfiguren haben sie zwar nur eine Fähigkeit, aber das genügt schon.
Foto: Sony Pictures

Ein verspätetes Sequel kann nämlich damit zu tun haben, dass man ein wenig Gras über das Original hat wachsen lassen, weil dieses mittlerweile irgendwie verstaubt daherkommt. So ähnlich wie bei einem Brettspiel, bei dem man – wer diesen Text als Druckwerk liest, kann sich vielleicht noch erinnern – einen Deckel aus Karton abnehmen und den Staub darauf wegblasen musste.

Große Versuchung

Von einem solchen Spiel handelte 1995 der Abenteuerfilm Jumanji mit Robin Williams und der damals 13-jährigen Kirsten Dunst in den Hauptrollen. In der auf dem Kinderbuch von Chris Van Allsburg (Der Polarexpress) basierenden Geschichte landen vier Spieler im magischen Dschungel des gleichnamigen fiktiven Würfelspiels, um sich dort diversen lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt zu sehen. Nur wer das Spiel überlebt, gewinnt.

Auch im Sequel Jumanji: Willkommen im Dschungel dauert es nicht lange, bis diesmal vier Teenager beim Nachsitzen in der Highschool ein in die Jahre gekommenes Videospiel entdecken, der Versuchung selbstverständlich nicht widerstehen können und – wehe! wehe! – wie die Zauberlehrlinge eingesaugt werden. Der Effekt sieht besser aus als Mitte der Neunziger, das Ergebnis jedoch ist das gleiche: Wie Marionetten plumpsen die Avatare in den Urwald, allerdings bleibt das Quartett – und das ist der Clou dieser Body-Swap-Komödie – als Dr. Smolder Bravestone, Moose Finbar, Professor Shelly Oberon und Ruby Roundhouse inwendig dasselbe. Alter Geist oder besser jugendliche Gefühle im neuen Körper. Wer das schon lustig findet, hat noch was vor sich: Es wird tatsächlich noch lustiger.

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Denn Regisseur Jake Kasdan, der vormals mit Cameron-Diaz-Komödien wie Bad Teacher aufgezeigt hat, dreht jedenfalls von Beginn an gehörig an der Comedyschraube. Das Spiel-im-Spiel-Prinzip funktioniert tadellos: Während die NPCs, die da und dort wie Stehaufmännchen aus dem Dickicht auftauchen, ihre Stehsätze labern, machen vor allem Dwayne "The Rock" Johnson als zum Muskelprotz mutierter nerdiger Underdog und Jack Black als im fülligen Kartografenleib gefangenes It-Girl gute Figur. Karen Gillian und Comedian Kevin Hart assistieren als unfähige Amazone und weinerlicher Rucksackträger. Derweil schickt der Bösewicht, der als eine Art gefallener Indiana Jones die ganze Misere verschuldet hat, seine Skorpione und Stiefellecker aus. Gegen Slapstick und Dialogwitz ist für ihn im Dschungel aber natürlich kein Kraut gewachsen.

Die entscheidende Frage des Films ist natürlich nicht, was der Mensch aus seinem Leben macht, sondern wie viele er verbrauchen kann, um an sein persönliches Ziel zu gelangen. Angeblich muss dafür ja oft ein einziges genügen. In Jumanji kann man spielerisch lernen, dass man nicht davon ausgehen sollte, dass es überhaupt ein nächstes Level gibt. (Michael Pekler, 21.12.2017)