Einen Vertrag aufsetzen, vielleicht in Anwesenheit eines Notars? Auf Facebook posten, damit auch jeder weiß, was im eigenen Schlafzimmer gerade abgeht? Oder, ganz retro, ein Fax an die Eltern schicken? Der Plan der schwedischen Regierung, vor und auch während des Geschlechtsverkehrs aktiv die Zustimmung des Partners einzuholen, hat kaum überraschend mehr oder weniger geistreiche Witze zur Folge. Wer will sich beim Sex denn auch wirklich mit derlei Formalitäten auseinandersetzen?

Hat man sich aber einmal die Schenkel wundgeklopft, kann man sich in Ruhe dem ernsten Kern des Anliegens widmen: der Frage, wie man sexuelle Gewalt verhindert, die, das weiß man spätestens seit der #MeToo-Kampagne, selbst in allerhöchsten Kreisen vorkommt. Einen Paradigmenwechsel in den Köpfen herbeizuführen, weg vom "Nein heißt Nein" hin zu einem "Nur ein Ja ist ein Ja", wie er teilweise auch schon an US-Unis vollzogen wurde, ist dabei sicher nicht die allerschlechteste Idee.

Allerdings ist das Vorhaben Stockholms wenig durchdacht. Denn wie diese Zustimmung erfolgen soll, weiß selbst der schwedische Justizminister nicht genau. Und auch wenn man einmal sein Okay gegeben hat, kann man es sich ja wieder anders überlegen. Dann bleibt wieder alles mehr oder weniger beim Alten: Das Wort des Opfers stünde im Fall der Fälle gegen das des Beschuldigten, mit offenem Ausgang. Nein, das ist keine Lösung. (Kim Son Hoang, 20.12.2017)