Foto: Oliver Schopf/STANDARD

Wien – Und dann kam er doch nicht, der wohl von einigen gefürchtete Beweis, nur jede Menge Schilderungen von Details, wie alles kam. Dazwischen wurde die Sitzordnung abermals beanstandet, Grassers Anwälte könnten "nicht mehr als den Schopf" von Richterin Marion Hohenecker sehen.

Im Zentrum stand am Mittwoch die Einvernahme des Ex-Lobbyisten Peter Hochegger: Eine lange Geschichte mit vielen Abzweigungen, so zeichnet Hochegger am sechsten Verhandlungstag im Buwog-Prozess das Bild. Er sei bald 69 Jahre alt und wolle einen sehr schönen und sehr langen Lebensabend haben, mit innerem Frieden, gab Hochegger, der vergangenen Freitag mit einem Teilgeständnis für einen Knalleffekt gesorgt hatte, zu Protokoll.

Er habe, so sagt der Angeklagte, erstmals von einem Bankberater erfahren, dass ein Teil der Buwog-Provision an Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser geflossen sei. Dabei kamen die Buwog-Provisionsmillionen zuerst in eine Briefkastenfirma Hocheggers auf Zypern (Astropolis). Diese sei für die "steuerschonende Abrechnung" da gewesen, erinnert sich der Ex-Lobbyist.

Es wurde ausgemacht, dass Hochegger 20 Prozent der Provision erhalten – die Summe war für ihn "in Ordnung" – und Walter Meischberger die übrigen 80 Prozent bekommen soll. Diese 80 Prozent seien dann – auf Wunsch von Meischberger – nach Liechtenstein weitergeleitet worden, schilderte Hochegger.

Drei Konten, zwei Namen

Um den Deal abzuwickeln, habe er besagten Bankberater in Wien getroffen. Dieser habe erklärt, dass bei den Zahlungen die US-Briefkastenfirma Omega zwischengeschaltet werde, über die das Geld nach Liechtenstein auf drei Konten fließen werde. Daraufhin hätte er Hochegger einen Zettel mit drei Konten, aber nur zwei Namen gezeigt. Das Konto Natalie war Meischberger, das Konto Karin war Ernst Plech zugeordnet. Das dritte Konto, 400.815, gehöre laut dem Banker "eurem Partner, dem Herrn Grasser", schilderte Hochegger. Worin die Leistung von Grasser und Plech bestanden habe, weiß Hochegger nicht.

Hochegger habe damals schon gewusst: "Ich habe ein Problem. Ich war nicht couragiert genug, aus dem Deal auszusteigen. Ich wollte auf meine Provision nicht verzichten und habe mich von der Gier treiben lassen." Und: "Ich habe mitgeholfen, dass ein Amtsträger aus einem Geschäft mit der Republik 2,4 Millionen Euro bekommen hat." Später, bei einem Besuch auf Ibiza im Jahr 2007, habe ihm Meischberger bei einem Gespräch über die Buwog gesagt, "ohne Karl-Heinz hätten wir das nie geschafft".

Meischberger sagt heute dazu, davon abzuleiten, Grasser habe Geld aus der Provision bekommen, "ist eine perfide Konstruktion". Auch Anwalt Jörg Zarbl ortet in Hocheggers Erläuterungen "eine Geschichte von einem PR-Profi".

Richterin Marion Hohenecker fragte, wie sich Hocheggers Läuterung erkläre: "Wie kommt es zu Ihrer Lebensbeichte, zu Ihrer Umkehr?" Als Junger habe er eher spartanisch gelebt, sagt Hochegger, dann sei er in seinem Beruf aber gierig geworden. Eingangs hatte er auf die Frage nach der Anbahnung des Deals erklärt, Meischberger sei auf ihn zugekommen, weil er von seinem, Hocheggers, Kunden von der Immofinanz gewusst habe. Der habe damals eine Million Euro in den Raum gestellt, das war "eine ordentliche Karotte".

Und jetzt wolle er "back to the roots?", fragt die Richterin später. Er wolle seinen Lebensabend nützen, auch anderen mit seinen Erfahrungen weiterhelfen, sagt der Angeklagte. Etwa in seiner Wahlheimat Brasilien. (rebu, lauf, 20.12.2017)