Damian Green ist ein enger Vertrauter der britischen Premierministerin.

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London – Der stellvertretende britische Premierminister und Kabinettschef Damian Green ist am Mittwochabend zurückgetreten. Der 61-Jährige galt als enger Vertrauter von Premierministerin Theresa May.

Die Regierung hatte eine interne Untersuchung gegen Green eingeleitet, nachdem eine Frau ihm vorgeworfen hatte, ihr Knie berührt und ihr anzügliche Textnachrichten geschickt zu haben. Ehemalige Polizisten behaupteten zudem, auf einem Dienstrechner Greens seien tausende pornografische Bilder entdeckt worden. Green hatte die Vorwürfe vehement bestritten.

Der Politiker der Konservativen räumte am Mittwoch in einem Schreiben an May ein, im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen ihn die Unwahrheit gesagt zu haben. May hatte Green nach eigenen Angaben selbst zum Rücktritt aufgefordert. In einem Brief an ihren Studienfreund schrieb sie, sie bedaure das zutiefst und sei dankbar für Greens Arbeit.

Verteidigungsminister im November zurückgetreten

Anfang November war bereits Verteidigungsminister Michael Fallon wegen Belästigungsvorwürfen zurückgetreten. Er hatte zugegeben, im Jahr 2002 einer Journalistin bei einem Abendessen am Rande eines Tory-Parteitags die Hand aufs Knie gelegt zu haben.

Greens Eingeständnis steht im Zusammenhang mit Ermittlungen zum Fund von pornografischem Material auf einem Computer in seinem Parlamentsbüro im Jahr 2008. Eine Untersuchung ergab, dass Green über die polizeilichen Ermittlungen Bescheid wusste, was er zunächst vehement bestritten hatte.

Eine Journalistin der "Times" schrieb zudem, Green habe sich ihr gegenüber im Jahr 2015 unangemessen verhalten. Und eine Unterstützerin der Torys warf Green vor, ihr die Hand aufs Knie gelegt und ihr eine anzügliche Textnachricht geschickt zu haben. Green wies die Vorwürfe als völlig unwahr zurück.

Zahlreiche Belästigungsvorwürfe im Parlament

In der britischen Politik sind im Zuge der Enthüllungen um den US-Produzenten Harvey Weinstein zahlreiche Fälle von sexueller Belästigung bekannt geworden. Außenhandelsstaatssekretär Mark Garnier hatte eingeräumt, seiner Sekretärin den Kauf von Vibratoren aufgetragen zu haben. Auch im Parlament wurden zahlreiche Belästigungsvorwürfe laut. Britische Parteichefs vereinbarten im November vereinfachte Beschwerdeverfahren bei sexuellen Übergriffen. (APA, 20.12.2017)