Wien – Mit langjährigen Haftstrafen ist am Donnerstagabend am Landesgericht der Prozess um einen Überfall auf ein Postamt in Wien-Ottakring zu Ende gegangen. Dabei hatte am 6. Oktober 2009 ein mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bewaffneter Georgier 264.000 Euro erbeutet. Der inzwischen 35-Jährige fasste wegen schweren Raubes 13 Jahre Haft aus.

Sieben Jahre und neuneinhalb Monate kassierte ein damals im betroffenen Postamt beschäftigter eingeweihter Mitarbeiter. Beiden Angeklagten wurde außerdem vom Schwurgericht (Vorsitz: Martina Krainz) Schadensgutmachung auferlegt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Die Verteidiger Michael Schnarch und Alexander Philipp meldeten jeweils Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Staatsanwalt Simon Stürzer gab vorerst keine Erklärung ab.

"Kommissar DNA"

Auf die Spur war man den Räubern dank "Kommissar DNA" gekommen. Der Georgier hatte am Tatort seine genetischen Fingerabdrücke hinterlassen. Wie sich herausstellte, hatte der Mann in Deutschland zwischenzeitlich sieben Raubüberfälle begangen. Nachdem er eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verbüßt hatte, wurde er zur weiteren Strafverfolgung den österreichischen Behörden übergeben.

Dass der Räuber im Postamt von einem Angestellten unterstützt wurde, zeigte sich bei der Auswertung des Mobilfunkverkehrs des Georgiers. Die ermittelnden Kriminalisten stellten fest, dass der Täter mit dem Post-Mitarbeiter vor dem Überfall SMS ausgetauscht hatte. Damit konfrontiert, legte der inzwischen 30-Jährige, der 2010 seinen Dienst bei der Post quittiert hatte und seither als Buslenker beschäftigt ist, eine Art Geständnis ab. Er gab zu, am Raub beteiligt gewesen zu sein, behauptete jedoch, er sei dazu gezwungen worden.

Hinter der Tat sei ein gewisser Hakan gestanden, den er in einer Bar in der Wiener Innenstadt kennengelernt hätte, behauptete der Ex-Postler in der Verhandlung. Dieser habe dort mit Geld um sich geschmissen, ein sündteures Auto gefahren und damit sein Interesse geweckt. Nach mehreren Gesprächen habe Hakan ihn eines Tages gefragt, ob er "schnelles Geld" machen wolle. Das habe er bejaht, erklärte der 30-Jährige. Daraufhin habe Hakan ihm erklärt, dass er bei einem Diebstahl in seiner Filiale mithelfen müsse. Hakan habe auch den Georgier nach Wien geschickt.

Kein Notstand

Die Geschworenen glaubten diese Version mehrheitlich nicht und verwarfen den vom Mitangeklagten behaupteten entschuldigenden Notstand. Auch der Verantwortung des Georgiers folgten sie nicht, der sich zwar zur Täterschaft schuldig bekannt, aber erklärt hatte, er sei davon ausgegangen, dass sämtliche Angestellte vom Überfall wussten und das Ganze eine Inszenierung war.

Ob und allenfalls wo der ominöse Hakan existiert, der die beiden Angeklagten zusammengebracht haben soll, konnte bisher nicht ermittelt werden. Wie ein Polizist in der heutigen Verhandlung dazu als Zeuge erklärte, soll ihn der Ex-Postler inzwischen anhand eines ihm vorgelegten Fotos identifiziert haben. (APA, 21.12.2017)