Ein ehemaliges Machtzentrum, über das die Zeit hinweggegangen ist.
Foto: Universität Osaka / Mongolische Akademie der Wissenschaften

Osaka – Im Frühling 2015 wurden im Osten der Mongolei die Ruinen eines mittelalterlichen Monuments in der Steppe entdeckt. Ein Forscherteam der Universität Osaka und der Mongolischen Akademie der Wissenschaften berichtet nun von den Ergebnissen einer fast drei Jahre dauernden Grabungskampagne.

Das Zentrum der Anlage bildet ein kleiner Hügel mit einem Steinsarkophag, um den 14 große Pfeiler aus Stein in einer Quadratformation platziert wurden, in die Inschriften eingraviert sind. Grabungsleiter Takashi Osawa von der Universität Osaka widmete sich der Entzifferung dieser Inschriften, die in einer alten Turksprache verfasst wurden.

Radiokarbondatierung von einigen Objekten aus dem Sarkophag – unter anderem Schafshaut und ein Pferdeknochen – wiesen ebenfalls darauf hin, dass das Monument noch aus der Ära vor der Entstehung des Mongolischen Großreichs stammen. Die Forscher datieren es auf das 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung und damit auf das zweite östliche Reich oder Khaghanat der Göktürken.

Rekonstruktion einer Bestattungszeremonie, wie sie rund um das Grabmal abgehalten worden sein könnte.
Illustration: Universität Osaka / Mongolische Akademie der Wissenschaften

Laut Osawa wurde in der Anlage ein Würdenträger bestattet, der den Titel Yabgu führte, was in etwa der Position eines Vizekönigs entsprach. Er bekleidete im Osten der Mongolei das höchste Amt, über ihm stand nur noch der Khaghan oder Großkhan als Herrscher des gesamten Reiches. Der Bestattete diente offenbar unter zwei Khaganen, Bilge (716–734) und Tengri (734–741).

Die Forscher schließen aus dem Fund, dass die heute einsam in der Steppe liegende Ruinenanlage seinerzeit zu einem bedeutenden Machtzentrum gehörte. Damit würde sich eine Wissenslücke im historischen Befund schließen: Von wo aus der östliche Teil des Khaghanats gelenkt wurde, war bislang weder aus chinesischen noch turksprachlichen Aufzeichnungen hervorgegangen. (red, 23. 12. 2017)