Berlin – Die weitere Zukunft der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki nimmt Gestalt an: Sechs strategische Interessenten hätten Übernahmeangebote "für weite Teile des Geschäftsbetriebs" vorgelegt – fünf davon seien verbindlich. Mit vier davon würden finale Verkaufsverhandlungen eingeleitet, gab die Kölner Flöther & Wissing Insolvenzberatung am Freitag in einer Aussendung bekannt. Namen wurden keine genannt.

"Wir wissen derzeit nicht, ob wir dabei sind", sagte Niki-Gründer Niki Lauda heute, Freitag. Der irische Billigflieger Ryanair ist am Donnerstag als Mitbieter abgesprungen. Als Interessenten sind zuletzt die Schweizer PrivatAir, die Condor-Mutter Thomas Cook und die British-Airways-Mutter IAG genannt worden. Die endgültige Entscheidung darüber, wer nun Niki kauft, fällt noch vor dem Jahreswechsel. Die Start- und Landerechte der Airline bleiben bis dahin aufrecht.

Insolvenzverwalter Lucas Flöther will bis 29. Dezember einen unterschriftsreifen Kaufvertrag zustande bringen und eine Investorenlösung für den Niki-Geschäftsbetrieb finden. "Die Aussichten dafür stehen gut", so Flöther. "Das Interesse der Bieter ist groß, und ich bin zuversichtlich, dass es möglich ist, große Teile des Geschäftsbetriebes und zahlreiche Arbeitsplätze in Österreich und Deutschland zu erhalten."

Liquditätsbedarf

Die Zeit drängt, denn Niki braucht dringend frisches Geld. Insider gehen von einem wöchentlichem Liquiditätsbedarf von fünf bis zehn Millionen Euro aus und spekulieren, dass der potenzielle neue Investor auch auf eine Finanzspritze aus Österreich spitzen könnte. Wie hoch der erwartete Verkaufserlös sein soll, sagte Flöther nicht, die Angebote sollen aber unter den rund 180 Millionen Euro liegen, die Lufthansa dem Vernehmen nach zahlen wollte.

Ein Investor müsse jedenfalls bereit und in der Lage sein, noch vor dem Betriebsübergang ("Closing") die Mittel zur Verfügung zu stellen, die für den laufenden Betrieb benötigt würden, so Flöther. Jene Bieter, die nun in finalen Kaufverhandlungen seien, hätten dies in Aussicht gestellt. "Ohne diese Finanzierung wäre eine Betriebsstilllegung nicht zu vermeiden."

Die Niki-Mitarbeiter bleiben jedenfalls über Weihnachten im Ungewissen. Novembergehalt und Weihnachtsgeld wurde ausbezahlt, auch die Dezembergehälter sind laut Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits garantiert. Angesichts der Zahl der Interessenten hofft er auf ein gutes Ende und vor allem darauf, dass "Niki nicht einfach verscherbelt werden muss." Hilfreich ist da wohl auch, dass derzeit der Bedarf nach Personal in der Branche so groß ist, wie lange nicht. Die Lufthansa-Billigtochter Eurowings sucht ebenso "händeringed" wie die AUA. Letztere berichtet von regem Interesse bei den jüngsten Castings und organisiert deswegen zusätzliche Termine. Auch bei Eurowings heißt es, hätte man von den 2000 ausgeschriebenen Stellen mittlerweile 500 besetzt, darunter zahlreiche frühere Piloten und Flugbegleiter der Air Berlin.

Keine Staatshilfe für Rückholaktion

Staatshilfe für die Rückholaktion der Niki-Kunden wurde übrigens nicht nötig. Der Großteil flog auf Kosten von Reiseveranstaltern zurück, manche nutzen Sonderkonditionen, etwa bei der AUA.

Flöther war nach eigenen Angaben am Mittwoch in Wien, um Gespräche mit den österreichischen Aufsichtsbehörden zu führen. "Die Behörden waren sehr aufgeschlossen und entgegenkommend", betonte er in der Aussendung. "Sollten wir bis Ende Dezember einen unterschriftsreifen Vertrag haben, ist es sogar möglich, dass die Frist noch um ein paar Tage verlängert wird." (APA/rebu, 22.12.2017)