Boote sind ein immer wiederkehrendes Motiv der Malereien von Kisar.

Foto: ANU

Canberra – Nördlich von Osttimor liegt die zu Indonesien gehörende Insel Kisar: Nur knapp 82 Quadratkilometer groß, von etwa 14.000 Menschen besiedelt und von der Archäologie bislang gänzlich übersehen. Australische Forscher haben diese Lücke nun geschlossen und sind bei einer archäologischen Bestandsaufnahme auf einen unerwarteten Schatz gestoßen: Sie fanden an 28 verschiedenen Stellen eine große Zahl von Höhlenmalereien, die etwa 2.500 Jahre alt sind.

Die Darstellungen zeigen Boote ebenso wie Hunde und Pferde oder Menschen, die oft Schilde tragen – andere scheinen auf Trommeln zu schlagen. Mit etwa zehn Zentimetern Durchschnittsgröße sind die Darstellungen laut dem Team um Sue O'Connor von der Australian National University ungewöhnlich klein, dafür aber "erstaunlich dynamisch".

Darstellungen von Menschen aus Kisar.
Foto: ANU

Laut der Archäologin dürften die Malereien aus einer Epoche des Umbruchs stammen: In die Region seien damals verstärkt austronesische Siedler – Angehörige einer heute im indonesischen Archipel und in Ozeanien verbreiteten Sprachfamilie – eingewandert. Diese hätten auch eine Reihe von Nutztieren importiert – möglicherweise auch Getreide.

O'Connor vermutet, dass in dieser Epoche ein neues Symbolsystem aufkam, das sich in den Höhlenmalereien widerspiegelt. Es sei Hand in Hand mit gesellschaftlichen Veränderungen gegangen, etwa dem Austausch von Prestigeobjekten und der allmählichen Herausbildung hierarchischer Strukturen. (red, 2. 1. 2018)