Also es ist jetzt Zeit. Wir machen was Neues.

Zur Einstimmung auf das frisch eingebrockte Regierungsprogramm, das die abendländische Kultur fest im Tunnelblick hat. Geschenke bekommen heuer nur noch die, die auch was geleistet haben. Wie wir Leistung definieren? Ganz einfach. Je mehr sie schon haben, umso reichhaltiger werden sie auch beschenkt. Und weil ihre Vollwertigkeit ein Geschenk an und für sich ist, müssen sie auch nicht wirklich was hergeben.

Woher das Geld dafür kommt? Ganz einfach. Alle, die dieses Jahr kränkelten oder viel zu tun hatten und deshalb auch nicht genug für den Rest der Familie unternommen haben, müssen in einen Topf einzahlen. Selbstredend bekommen sie weniger als alle anderen daraus zurück. Weil, völlig einleuchtend, ihre Schlamperei ja irgendwie wieder gutgemacht werden muss.

Am Festtagstisch werden die Manieren bewertet. Aber bitte nicht mündlich, sondern mit Noten von 1 bis 5. Wer schlecht abschneidet, könnte ohne Nachspeise sitzenbleiben. Falls wir mit Mitfeierenden rechnen, wie jedes Jahr bei uns üblich: eine klitzekleine Änderung. Die sitzen heuer das gesamte Fest über im Vorraum. Erstens ist es dort auch schön, und zweitens stören die dort niemanden. Und dazu gehören sie ja auch nicht wirklich. Genaugenommen. Kernfamilientechnisch betrachtet.

Falls wer von denen das Klo nicht findet: Wir erklären nicht, wo es ist. Holschuld und nicht Bringschuld, meine Damen und Herren! Es ist schließlich die Pflicht jedes Gastes, sich selbst zu informieren. Wenn das zu diversen peinlichen Malheurs führt, müssen eben Strafen her. Weil: Schweinderln sind hier nicht willkommen. Schön sauber bleiben, bitte. Wer neu sein will, muss leiden. Mit oder ohne des Kaisers neue Kleider.

Das alles konsequent zu Ende gedacht, kommen wir als Familiensystem kollektiv nun doch zu dem Schluss, dass wir alles beim Alten lassen. Das schlimmste herkömmliche Stressdrama ist immer noch angenehmer als die neue Fairness. (Julya Rabinowich, 23.12.2017)