Es ging hin und her.

Von Emotionen überwältigt: Jürgen Klopp.

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London – Der FC Liverpool hat den vierten Platz in der englischen Premier League durch ein spektakuläres 3:3 beim Rivalen Arsenal verteidigt. In einem Match mit zwei völlig unterschiedlichen Hälften hätte Liverpool deutlicher als mit 2:0 führen müssen, geriet aber nach drei Arsenal-Toren innerhalb von fünf Minuten 2:3 in Rückstand. Firmino gelang 20 Minuten vor dem Ende der Ausgleich.

Granit Xhaka war das beste Beispiel für Arsenals zwiespältigen Eindruck. Der Schweizer Internationale war im defensiven Mittelfeld gut 50 Minuten lang genauso überfordert wie seine Teamkollegen. Nach dem Anschlusstor von Alexis Sanchez markierte er aber in der 56. Minute mit einem haltbaren Flatterball den Ausgleich, Liverpool-Keeper Simon Mignolet patzte nach Noten. Mesut Özil schoss die "Gunners" dann mit einem herrlich herausgespielten Treffer sogar in Führung. Es war erst der dritte Schuss auf das Tor von Liverpool, Mignolet hielt keinen davon.

Eine Halbzeit lang hatten die "Reds" praktisch auf ein Tor gespielt. Die Zweitore-Führung durch Philippe Coutinho und Mohamed Salah war aber zu wenig Ertrag. Immerhin traf der ehemalige Basel-Stürmer im 19. Saisonspiel zum 21. Mal.

Klopp vom Ergebnis enttäuscht

Liverpool-Coach Jürgen Klopp fasste seine Gefühlslage nach der Achterbahn im Emirates so zusammen: "Ich war glücklich, es war eine Art aggressives Glücklichsein." Der Deutsche hatte nach dem Ausgleich Firminos zum Endstand zum Druckausgleich eine Wasserflasche auf den Rasen gepfeffert – sehr zum Unmut einiger Arsenal-Fans. "Manchmal reagiere ich ein bisschen merkwürdig", sagte der für seine gelebten Emotionen berühmt-berüchtigte Klopp: "Aber ich habe die Flasche wieder aufgehoben und konnte noch daraus trinken. Also war es nichts besonders Ernstes."

Deutlich mehr Probleme hatte der 50-Jährige, seine Gefühle zum Spiel zu darzulegen. "Nach dieser Partie ist das Ergebnis enttäuschend", sagte er: "Aber wir haben einen Punkt bei Arsenal geholt. Die Leistung war gut." Das 3:3 war schon das achte Unentschieden im 19. Ligaspiel für Liverpool.

Die Partie belegte, dass Liverpool ein Abwehrchef und ein Tormann auf Spitzenniveau fehlen. Arsenals Anschlusstreffer resultierte aus einem Stellungsfehler von Verteidiger Joe Gomez, dem dritten Gegentor durch Özil (58.) ging ein Fehler im Aufbauspiel voraus. Zuvor hatte es mit nur vier Gegentoren in neun Ligaspielen tatsächlich so ausgesehen, als hätte Liverpool dazugelernt.

Wenger: "Fantastischer Spirit"

Arsenals Boss Arsene Wenger freute sich dagegen über das Comeback seiner Mannschaft nach Zwei-Tore-Rückstand. "Wir haben nie aufgegeben. Der Spirit war fantastisch", sagte der Franzose. Die Treffer von Sanchez und Özil dürften beim Londoner Publikum allerdings auch Wehmut ausgelöst haben. Die Verträge des Duos laufen im Sommer aus.

Viel deutet darauf hin, dass die beiden wohl besten Arsenal-Profis den Klub im Sommer ablösefrei verlassen. Während bei Liverpool also wieder einmal ersichtlich wurde, was der Mannschaft im Moment fehlt, zeigte das Spiel auch, was Arsenal wahrscheinlich in Zukunft fehlen wird. (sid/APA, 23.12.2017)