Belgrad – Rund 150 Flüchtlinge nehmen seit Montagabend an einem Protest am serbisch-kroatischen Grenzübergang im serbischen Sid teil. Wie der TV-Sender N1 berichtete, würde es sich mehrheitlich um Familien mit Kleinkindern handeln, von welchen sich einige schon seit zwei Jahren in serbischen Aufnahmezentren aufhalten.

Gemäß dem Sender wurde unterdessen an der kroatischen Grenzseite das Polizeiaufkommen erhöht. Soweit habe es keine Ausschreitungen gegeben, der Protest würde ruhig verlaufen, hieß es.

Die demonstrierenden Flüchtlinge tragen Spruchbänder mit der Aufschrift "Wir existieren", berichtete der TV-Sender.

4.500 Flüchtlinge in Serbien

Die Balkanroute war Anfang des Vorjahres für Flüchtlinge geschlossen. In Serbien halten sich laut jüngsten Amtsangaben derzeit etwa 4.500 Flüchtlinge auf. Noch zum Jahresbeginn waren es fast doppelt so viele.

Rados Djurovic vom Belgrader Zentrum für Asylhilfe hat unterdessen ungarische und kroatische Behörden beschuldigt, Flüchtlinge von ihrem Gebiet vermehrt gesetzwidrig nach Serbien abzuschieben. Djurovic sagte, dass aus Ungarn auf diese Weise, nach Einschätzung von Mitarbeitern des Zentrums für Asylhilfe vor Ort, etwa 1.000 Personen abgeschoben wurden, aus Kroatien mindestens 500. Während ungarische Behörden nach Schilderung von Djurovic einfach eine Tür am Grenzzaun zu Serbien öffnen und die Flüchtlinge vom ihrem Gebiet verjagen, erfolgen die gesetzwidrige Abschiebungen aus Kroatien meist in der Nacht.

Djurovic ist überzeugt, dass die realen Zahlen der gesetzwidrig abgeschobenen Migranten weit höher liegen dürfen.

Flüchtlings-Pufferzone

Gleichzeitig liegt die Zahl der legal abgeschobenen Flüchtlinge wesentlich niedriger. Bis Ende Oktober wurden nach Angaben des serbischen Innenministeriums 72 Flüchtlinge aus Kroatien und 16 aus Ungarn im Einklang mit dem Rückführungsverfahren abgeschoben.

Serbien werde allmählich zu einer Flüchtlings-Pufferzone, warnte Djurovic unter Hinweis, dass sich unter den illegal abgeschobenen Migranten auch jene Personen befinden würden, die zuvor nie in Serbien waren, bzw. nach Kroatien und Ungarn über andere Ländern eingereist waren.

Zudem würden die illegal abgeschobenen Migranten auch in Serbien nicht mit der Legalisierung von ihrem Status rechnen können und würden somit praktisch zu "unsichtbaren Personen", so Djurovic. (APA, 26.12.2017)