Rund 19.000 Personen wurden bis Ende November 2017 zu einem Asylverfahren zugelassen.

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Wien – Die Zahl der Asylanträge geht in Österreich weiter stark zurück. Im November wurden laut der Antragsstatistik des Innenministeriums 1.609 Asylanträge gestellt. So wenige waren es seit April 2014 nicht mehr, als 1.410 Anträge registriert wurden.

Insgesamt wurden in diesem Jahr bis Ende November 22.739 Anträge gestellt – fast 43 Prozent weniger als im Vorjahr. Damals waren es fast 40.000.

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Von den 22.739 Anträgen wurden laut Innenministerium bis Ende November 16.208 zum Verfahren in Österreich zugelassen. Weitere 2.774 Verfahren wurden zugelassen, bei denen die Asylantragsstellung bereits vor 2017 erfolgte.

Rund 19.800 Personen ist in den ersten elf Monaten Asyl gewährt worden. Die größte Gruppe sind Syrer (56 Prozent) vor Afghanen (18 Prozent). Rechtskräftig negativ gingen rund 12.800 Fälle aus. Bei jenen etwa 6.600 Flüchtlingen, die nur subsidiären Schutz erhielten, sind Afghanen die stärkste Gruppe (45 Prozent).

Humanitäre Aufenthaltstitel, die etwa bei besonders guter Integration gewährt werden können, erhielten 1.385 Personen. Hier stellten Russen die größte Gruppe, gefolgt von Serben.

Obergrenze klar unterboten

Mit Stichtag 30. November wurden unabhängig vom Asylantragsdatum heuer 18.982 Personen zum Verfahren zugelassenen. Damit wird die von der alten Regierung festgelegte Obergrenze von 35.000 klar unterboten.

Stark zurückgegangen sind auch die Ansuchen unbegleiteter Minderjähriger. Wurden im Vorjahr bis inklusive November von dieser Gruppe 4.315 Asylanträge eingebracht, waren es heuer 1.661.

Herausforderung am Arbeitsmarkt

Besonders herausfordernd gestaltete sich die Integration in den Arbeitsmarkt: Im November waren rund 404.700 Personen arbeitslos gemeldet oder befanden sich in Schulungsmaßnahmen. Bei knapp einem Drittel von ihnen handelte es sich um ausländische Staatsangehörige.

Besonders hoch war die Zahl von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten unter den arbeitslosen Ausländern: 30.200 Flüchtlinge waren im November arbeitslos oder befanden sich in einer Schulung. Zwei Drittel von ihnen stammten aus Syrien oder Afghanistan.

Syrer mit hoher Asylanerkennungsquote

Die besten Chancen, Asyl zu bekommen, haben Syrer, berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Mittwoch: Neun von zehn dürfen bleiben. Bei den Afghanen sind es knapp die Hälfte. "Bei afghanischen Staatsangehörigen haben wir eine positive Quote von 45 Prozent", sagte Innenmnisteriumssprecher Karl-Heinz Grundböck in Ö1. Die Situation in Afghanistan sei "um vieles differenzierter als in Syrien". Ein Ende 2016 geschlossenes Abkommen zwischen Afghanistan und der EU habe für zwangsweise Rückführungen eine neue Grundlage geschaffen.

Die Zahlen zeigen Anträge und Abschiebungen bis Ende Oktober.

Kritik von Hilfsorganisationen

Diese zwangsweisen Abschiebungen wurden jedoch heuer von österreichischen Hilfsorganisationen und privaten Flüchtlingsinitiativen wiederholt kritisiert. Die Verfahren des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl seien lückenhaft und schlecht geführt. Grundböck weist diese Kritik zurück. Die Entscheidungsquoten lägen im europäischen Schnitt – das sei eine Bestätigung, dass es in vergleichbaren EU-Ländern "ähnliche Betrachtungen gibt".

Bis Ende November wurden 662 afghanische Staatsangehörige "rückgeführt". Nur etwa ein Drittel reiste freiwillig aus.

Noch tausende Verfahren offen

Die Verfahrensdauer hat sich in den vergangenen Jahren erhöht. Ende 2016 dauerten die Asylverfahren im Schnitt neun Monate. Immer noch sind tausende Fälle aus den vergangenen Jahren offen, obwohl die Behörden langsam aufholen: 28.000 Verfahren hat das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl heuer entschieden.

"Aktuell halten wir bei noch rund 35.000 laufenden Verfahren in erster Instanz", so Grundböck. Etwa 19.000 Anträge sind 2017 dazugekommen, der Rest stamme aus den Vorjahren. (bbl, july, krud, 27.12.2017)