Die Lufthansa solle sich nicht hinter "computerbasiertem Preissystem" verstecken, kritisiert das Kartellamt.

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Frankfurt – Nach der Air-Berlin-Pleite bleibt das Bundeskartellamt der Lufthansa auf den Fersen. Im Zuge ihrer Überprüfung erhöhter Ticketpreise äußerte die Behörde Skepsis über die Argumentation des deutschen Branchenprimus. Kartellamtschef Andreas Mundt sagte der "Süddeutschen Zeitung", das Unternehmen könne sich nicht hinter seinem computerbasierten Preissystem verstecken.

Die Lufthansa hat nach eigenem Bekunden nicht an der Preisschraube gedreht. Sie verweist vielmehr auf eine Software, die abhängig von der Nachfrage automatisch die Preise für bis zu 26 Buchungsklassen ermittelt. Mundt hielt dem entgegen: "Solche Algorithmen werden ja nicht im Himmel vom lieben Gott geschrieben."

Preise um bis zu 30 Prozent gestiegen

Im Zuge der Insolvenz von Air Berlin sind die Ticketpreise für manche Inlandsflüge nach Experteneinschätzung um bis zu 30 Prozent gestiegen. Nach zahlreichen Beschwerden hatte das Kartellamt Ende November eine Prüfung angekündigt. Es werde untersucht, ob eine Preisschwelle übertreten worden sei, ab der die Lufthansa ihre neue Macht missbraucht und die Preise unangemessen hinaufgesetzt habe, erläuterte Mundt dem Vorabbericht zufolge.

Die Lufthansa hat die Erwartung geäußert, dass mit zusätzlichen Kapazitäten im kommenden Jahr der Engpass überwunden werde. So soll ab Jänner die Konzern-Billigtochter Eurowings mit übernommenen Air-Berlin-Fliegern weitere Flüge anbieten. Auch hierzu gab sich Mundt skeptisch. "Wie ernst wollen Sie das nehmen?", sagte er. "Das wäre doch das erste Mal, dass sich ein Konzern selbst echte Konkurrenz macht." (APA, 28.12.2017)