Apples Lisa: Das Betriebssystem soll 35 Jahre nach dem Erscheinen des Rechners freigegeben werden.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Der erste Macintosh mag der wichtigste Computer in der Geschichte Apples gewesen sein, viele seiner Innovationen waren aber zuvor schon bei einem indirekten Vorgänger zu sehen. Auch Apples Lisa konnte bereits mit einem grafischen User Interface und Maussteuerung aufwarten, alles Dinge, die in den folgenden Jahren die Computerwelt grundlegend umkrempeln sollten. Nun plant Apple einen Schritt, der bei aktuellen Ausgaben des eigenen Betriebssystems undenkbar wäre.

Computergeschichte

Apple bereite derzeit die Freigabe des Sources Codes des Betriebssystems für den 1983 veröffentlichten Mac-Vorgänger Lisa vor. Dies kündigt Al Kossow vom Computer History Museum in einem Newsgroup-Posting an. Das bereits verlorengegangen geglaubte Betriebssystem sei mittlerweile von alten Disketten wiederhergestellt worden. Das Museum sehe sich das Ganze derzeit näher an, anschließend müsse Apple noch die finale Freigabe erteilen, was irgendwann im Laufe von 2018 erfolgen soll.

Ein Werbespot aus dem Jahr 1983 für den Apple Lisa.
Mr Nukem

Code

Die Open-Source-Veröffentlichung ermöglicht es den Forschern den kompletten Code einzusehen und zu analysieren. Freilich sollte niemand damit rechnen, dass man dieses System dann auch gleich auf dem eigenen privaten PC laufen lassen kann. Immerhin wurde es für eine ganz andere Hardwarearchitektur geschrieben, den damals noch komplett neuen 68000er-Prozessor von Motorola. Selbst mit einem Emulator müssten also wohl noch einige Anpassungen vorgenommen werden. Ausnahmen von der Freigabe im Quellcode soll es nur wenige geben, Kossow verweist hier lediglich auf das American Heritage Dictionary für die Textverarbeitung LisaWrite, da Apple für dieses wohl nicht die alleinigen Rechte besitzt.

Hintergrund

Der nach Jobs ältester Tochter benannte Rechner war Apples erster Versuch mit einem grafischen User Interface. Er ist ein direktes Ergebnis des Besuchs zahlreicher Apple-Mitarbeiter im Forschungszentrum von Xerox, dem PARC, wo die später von Apple populär gemachten Konzepte wie die Mausnutzung eigentlich erfunden wurden. Der Lisa selbst war ein kommerzieller Flop, zu einem Preis von rund 10.000 US-Dollar fand er trotz all der neuen Konzepte kaum Abnehmer. (apo, 28.12.2017)