Ein Mädchen aus dem irakischen Mosul mit einem Stapel Schulbücher in einem Flüchtlingscamp. Im Irak und in Syrien werden Kinder als menschliche Schutzschilde eingesetzt, prangert Unicef in einem neuen Report an.

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New York – Es war ein Albtraumjahr für Kinder, die in Krisengebieten leben. Denn laut Unicef werden gerade die Jüngsten weltweit immer häufiger Ziel von Angriffen. Die Konfliktparteien würden damit das Völkerrecht missachten, durch das die Wehrlosesten geschützt werden sollten, sagte Manuel Fontaine, Unicef-Direktor für Nothilfeprogramme am Donnerstag. Viele Millionen Kinder zahlten zudem indirekt einen doppelten Preis und litten an Mangelernährung, Krankheiten und Traumata.

Gewalt als Kriegstaktik

In Konflikten in aller Welt seien Kinder zu Zielen an der Front geworden, würden als menschliche Schutzschilde verwendet, getötet, verstümmelt und für den Kampf angeworben. Vergewaltigung, Zwangsheirat, Verschleppung und Versklavung seien in Konflikten im Irak, Syrien, Jemen, in Nigeria, im Südsudan und Myanmar Taktik.

Kindern würden Angriffen und brutaler Gewalt in ihren Häusern, Schulen und auf ihren Spielplätzen ausgesetzt, beklagte Fontaine. Diese Angriffe setzten sich Jahr für Jahr fort. "Wir dürfen nicht taub sein. Solche Brutalität darf nicht die neue Normalität sein."

Direkter Angriff auf Bildung

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden allein in der ersten Jahreshälfte 2017 500 Schulen in 20 Ländern angegriffen. Und in 15 dieser 20 Nationen besetzten Truppen oder Rebellen Schulen zu militärischen Zwecken. Gerade Mädchen werden oft daran gehindert, Schulen zu besuchen oder auf dem Schulweg getötet.

700 Kinder in Afghanistan gestorben

Allein in Afghanistan kamen in den ersten neun Monaten 2017 nach Unicef-Angaben fast 700 Kinder ums Leben. Ein Detail im UN-Report: Mehr als 80.000 Kinder in Afghanistan hatten im zweiten Quartal dieses Jahres keine der geplanten Polioimpfungen erhalten.

Kinder in Afrika besonders gefährdet

Der Bericht hob hervor, dass afrikanische Regionen mit lang andauernden Konflikten die schlimmsten Orte für Kinder sind. Dort werden Kinder zunehmend vorsätzlich als Ziele ausgewählt. In der Kasai-Region der Demokratischen Republik Kongo wurden im vergangenen Jahr fast eine Million Kinder vertrieben, mehr als 400 Schulen wurden absichtlich angegriffen. In Nigeria und Kamerun habe die Terrorgruppe Boko Haram mindestens 135 Kinder gezwungen, als Selbstmordattentäter zu agieren. Im Südsudan wurden seit 2013 etwa 19.000 Kinder zwangsrekrutiert.

Auch im Irak und in Syrien würden Kinder als menschliche Schutzschilde eingesetzt. Im Jemen seien nach fast 1.000 Tagen Krieg mindestens 5.000 Kinder getötet oder verletzt worden. Mehr als elf Millionen Kinder benötigten Hilfe. (APA, red, 28.12.2017)