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Geht vorerst in die Geschichte ein: Virgil van Dijk.

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80 Millionen Euro sind viel Geld. Man könnte knapp 75.000 Mal das neueste iPhone kaufen. Oder 2,7 Millionen Operationen am grauen Star in Afrika finanzieren. Oder aber man macht es wie der FC Liverpool und gönnt sich einen 26-jährigen Fußballspieler.

Der gute Mann heißt Virgil van Dijk, kommt vom FC Southampton und ist nun der teuerste Verteidiger der Fußballgeschichte. Ein Treppenwitz, dass es ausgerechnet ein Niederländer ist, ein Kicker aus dem Land, das stets für seine Offensivkultur und Wirbelwinde von Marco van Basten bis Arjen Robben bekannt war.

Duft in der Gerüchteküche

Van Dijk hat seinen Transfer forciert, sagen seine Fans, er hat ihn rücksichtslos erzwungen, sagen die, die ihn nicht mögen. Schon im Sommer wollte der 1,93-Meter-Mann weg und führte unerlaubterweise Gespräche mit anderen Teams. Die Southampton-Verantwortlichen ließen sich nicht erpressen und strichen ihren Star vorübergehend aus dem Kader. Aus der Gerüchteküche duftete es weiterhin. Liverpool-Fans griffen zu absurden Maßnahmen, brachten eine Flugtracker-Website zum Absturz, als sie die Flugbahn von van Dijks vermeintlichem Privatjet verfolgten, und stellten silberfarbenen Vans nach, in denen sie ihren neuen Liebling vermuteten.

Aber Southampton blieb hart, van Dijk blieb unglücklich und spielte in der Herbstsaison keine herausragende Rolle. Nun war der Transfer unvermeidlich, Liverpools Gebot unschlagbar. Aber rund 80 Millionen – die genaue Summe ist nicht bekannt – für einen Verteidiger, mehr als 20 Millionen mehr als für den bisherigen Rekordhalter Benjamin Mendy, der im Sommer zu Manchester City kam, erscheinen doch etwas hochgegriffen.

Baustelle

Liverpools Trainer Jürgen Klopp hatte die Defensive nach unzähligen aus der Hand gegebenen Führungen als wichtigste Baustelle ausgemacht, van Dijk war der beste verfügbare Defensivmann auf dem Markt. Natürlich ist er ein guter Fußballer. Oder wie es Liverpool-Legende Jamie Carragher ausdrückt: "In der Luft besser als ich, schneller als ich, ruhiger, und er schießt keine Eigentore!" Die Spieleröffnung und Dribbelkünste des Innenverteidigers sind in seiner Zunft Weltklasse.

Der 26-Jährige aus Breda ist für moderne Verhältnisse ein Spätzünder, er wechselte 2013 von Groningen zu Celtic Glasgow, kam 2015 zu Southampton in die Premier League. Damals für 15,7 Millionen Euro. Um die Differenz zur jetzigen Ablöse gehen sich ein paar iPhones aus. (Martin Schauhuber, 28.12.2017)